Verteilungseffekt
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Der Verteilungseffekt beschreibt die Einkommensstruktur in einer Volkswirtschaft. Dabei werden über das Bruttonationaleinkommen und das Volkseinkommen die Lohn- und Kapitalverteilungen betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
Alternative Definition
Der Verteilungseffekt befasst sich mit den Faktoren bzw. Ursachen, die das Einkommen in einer Marktwirtschaft bestimmen.
Begriffliche Einordnung
Der Verteilungseffekt ist in der internationalen Makroökonomie im Bereich technischer Fortschritt, Löhne und Arbeitslosigkeit anzutreffen.
Makroökonomischer Zusammenhang
Das Volkseinkommen, welches das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte beschreibt, bildet einen wichtigen Bestandteil des Bruttonationaleinkommens.
Das Volkseinkommen "y" setzt sich dabei aus dem Arbeits- "w" und Kaptitaleinkommen "r" zusammen.
y = w + r
Als Kapitaleinkommen bezeichnet man die Entschädigung an Kapitalgeber in Form von Zinsen und Dividenten für geliehenes Geld, welches im Normalfall für Investitionen, z.B. Maschinen, von Unternehmen genutzt wird. Dieses Kapital wird von Unternehmungen genutzt um Produkte herzustellen und somit Geld zu verdienen, die sogenannte Wertschöpfung. Die Unternehmen müssen für dieses verdiente Geld eine Entschädigung an die Kapitalgeber zahlen. Somit ist das Kapitaleinkommen vergleichbar mit dem Lohn, welcher für den Produktionsfaktor Arbeit bezahlt wird.[1]
Das Arbeitseinkommen kennzeichnet den Betrag, welcher auf Grund eines geschlossenen Arbeitsvertrages zwischen einem Arbeitgeber und einem Arbeitnehmer zustande kommt. Dabei richtet sich in den meisten Fällen die Höhe des Arbeitseinkommens nach dem Ausbildungsstand bzw. den Fachkenntnissen des einzelnen Arbeitnehmers. Zusätzlich spielen physische als auch psychische Belastbarkeiten und die Tragweite der übernommenen Verantwortlichkeiten eine große Rolle. Das Arbeitseinkommen bildet folglich die Entschädigung des Produktionsfaktors "Arbeit" und entspricht betragsmässig dem Wertschöpfungsanteil der Arbeit.[2]
Das Arbeits- bzw. Lohneinkommen wird bei der Betrachtung des Verteilungseffektes in die Lohnspreizung und Lohnkompression unterteilt. Diese zwei Kriterien sollen nun bei der Betrachtung des Verteilungseffekt die vordergründige Rolle spielen.
Lohnspreizung
Die Lohnspreizung bezeichnet die Abstände der Einkommenshöhen unterschiedlicher Wirtschaftssubjekte. Eine hohe Lohnspreizung wird beobachtet, wenn die relativen Löhne der Arbeitnehmer mit einer vergleichsweise geringen Qualifikation gesunken sind während bei Arbeitnehmern mit einer höheren Qualifikation ein Anstieg der relativen Löhnen vorliegt. Die Lohnspreizung bezieht sich demnach auf ein Ungleichgewicht in der Lohnentwicklung. Aus ökonomischer Sicht ist ein aber gewisses Maß an Lohnspreizung wichtig um den sehr unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten von Branchen, Unternehmen und vor allem Arbeitgebern sowie -nehmern gerecht zu werden. Eine ausdifferenzierte Lohnstruktur schafft seitens der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer den Anreiz, in Aus- und Weiterbildungen zu investieren. Arbeitgeber zielen dabei auf hochqualifizierte Mitarbeiter ab und Arbeitnehmer auf einen höheren Arbeitslohn. Einer der wichtigsten Faktoren für die Lohnspreizung ist das Lohnsetzungsverhalten der Unternehmen, welches durch immer größer werdende Qualifikationsunterschiede bei den Arbeitskräften geprägt wird. Dieser Sachverhalt begründet das gleichzeitige Auftreten von Überqualifikation und Lohnspreizung. In den Jahren 1984 bis 2004 sind die Reallöhne im unteren Bereich um 5% gestiegen. Im gleichen Zeitraum konnte man einen Zuwachs im oberen Bereich der Löhne um mehr als ein Drittel verzeichnen.[3] Auch wurde die Lohnspreizung durch den technischen Fortschritt vorangetrieben. Routinetätigkeiten wie Fließbandarbeit wurden zunehmend knapper und der Fokus verlagerte sich auf qualitativ hochwertige und flexible Arbeitsplätze. Auf Grund der verschärften Konkurrenz um besonders leistungsfähige Arbeitnehmer stiegen die angebotenen Löhne stetig an um diese im eigenen Unternehmen halten zu können.
Ursachen der Lohnspreizung
- Lohnsetzungsverhalten der Unternehmen
- technischer Fortschritt
- Arbeitskräfteselektion der Unternehmen nach Qualifikationen
- unterschiedliches Bildungsniveau potentieller Arbeitnehmer
- Höhe des Lohnes ist abhängig von bestimmten Eigenschaften der Arbeit:
- Grad der Gefährlichkeit und der Komfortabilität
- Beschwernis bei der Durchführung
- Erfolgsaussichten
- Karriereaussichten
- Vertrauensbasis zwischen Unternehmen und Kunde
Folgen der Lohnspreizung
- immer stärker werdende Teilung der Bevölkerung nach ihrer Bildung und ihrem Einkommen
Lohnkompression
Unternehmersicht
Arbeiter, die am meisten verdienen, sind für die Unternehmer die billigsten. Das heißt, dass die aus der Beschäftigung besonders leistungsfähiger Mitarbeiter resultierenden Vorteile die zusätzlichen Lohnkosten übersteigen. Es wird geschätzt, dass ein Arbeiter, der um 10 % mehr Leistung erbringt als ein Anderer, eine fast 3 % höhere Lohnzahlung bekommt. Daraus resultiert, dass die Arbeitskosten für diesen Arbeiter pro Stück um fast 7 % geringer wären. Weiterhin ist hier zu beachten, dass der viel leistungsfähigere Arbeiter die Maschinen und Werkzeuge besser auslastet und somit pro Ausbringungseinheit geringere Kapitalkosten verursacht. Das Resultat besteht darin, dass Unternehmen oftmals kostspielige Auswahlverfahren nutzen um die besten Arbeitnehmer aus dem Bewerberpool zu greifen.
Mitarbeitersicht
Eine komprimierte Lohnstruktur ist im Gegensatz zur Lohnspreizung oft bei zentralisierten und koordinierten Verhandlungssystemen vorzufinden. Sie liegt vor, wenn es bei den Arbeitnehmern nur geringe Lohnunterschiede gibt. Eine Ursache dafür kann ein hohes allgemeines Ausbildungsniveaus sein. Das heißt, dass ein einheitlicher Ausbildungsstand eine relativ gleiche Entlohnung zur Folge hat. Andererseits kann eine Ursache auch darin liegen, dass gering produktive Arbeitsplätze wegfallen auf Grund zu hoher Mindestlöhne. Die Produktivität der Arbeitskräfte auf diesen Arbeitsplätzen würde also nicht ausreichen, um die Mindestlöhne zu erwirtschaften. Somit wäre die Entlohnung größer als der wirtschaftliche Nutzen für das Unternehmen. Im Umkehrschluss kann die Lohnkompression also die Beschäftigungschancen von gering qualifizierten Arbeitskräften bzw. deren Arbeitseintrittschancen am Markt stark vermindern.
Ursachen der Lohnkompression
- ein etwa einheitliches Bildungsniveau der Arbeitnehmer
- hohe Mindestlöhne verhindern starke Lohnspreizung
- hohe Produktivität der Arbeitnehmer
Folgen der Lohnkompression
- ähnliche Einkommensverhältnisse in der Bevölkerung
- Schaffung von Anreizen für
- Arbeitgeber im Humankapital zu investieren
- Arbeitnehmer Weiterbildungsmöglichkeiten auszuschöpfen
- Wegfall von gering produktiven Arbeitsplätzen
Fazit Verteilungseffekt
Allgemein ist zu sagen, dass Länder mit relativ hohen gesetzlichen oder tarifvertraglichen Mindestlöhnen eine geringere Spreizung der personellen Lohnstruktur aufweisen. Das hat den Vorteil, dass ein bestimmtes Entlohnungsniveau gewährleistet ist. Allerdings führt dieser Sachverhalt häufig zum Wegfall von gering produktiven Arbeitsplätzen was die Arbeitslosigkeit von gering qualifizierten Arbeitnehmern erhöht und zusätzlich enorme Barrieren bei der Arbeitssuche entstehen lässt.
Eine langfristige Prognose über den Verteilungseffekt in den Industrieländern tendiert dahin, dass sich durch den arbeitssparenden technischen Fortschritt eine wachsende Ungleichverteilung einstellen wird. Technologische Innovationen werden einfache Arbeiten immer mehr ersetzen. Die Nachfrage nach gering qualifizierten Arbeitnehmern wird künftig weiter sinken da diese nicht mehr in der Lage sind, hochproduktive und flexibel einsetzbare Fertigungsanlagen zu bedienen. Zusätzlich kommt es zum Austausch menschlicher Arbeitskraft gegen Roboter, die weder krank werden noch hohe Sozialabgaben fordern.[4]
Beispiel Verteilungseffekt
Ein Beispiel für eine komprimierte Lohnstruktur ist Deutschland. Hier ist das Gehalt eines in den oberen 10 % liegenden Verdieners dreimal so hoch wie das eines in den unteren 10 % liegenden gering verdienenden Arbeitnehmers. In den USA dagegen finden wir eine ausgeprägte Lohnspreizung vor. Hier liegt der Wert bei bei dem 4.6-fachen. Eine Ursache kann darin liegen, dass in den USA der private Dienstleistungssektor mit geringer Entlohnung stärker gewachsen ist als in Deutschland. Schlussfolgernd hat der Beschäftigungsgrad in den USA bei geringer Entlohnung zugenommen und zu stärkerer Lohnspreizung geführt. Weiterhin gibt es in den USA die Entwicklung, dass die Zahl derjenigen Arbeitnehmer stark zugenommen hat, die im Besitz einer höheren Qualifikation sind als für ihre Tätigkeiten erforderlich wäre. In Deutschland wird die fehlende Lohndifferenzierung im Niedriglohnbereich als wichtige Ursache für die schlechte Beschäftigungsentwicklung gesehen. Das führt zu dem Problem, dass Personen, deren produktive Fähigkeiten unterhalb des Minimallohnsatzes liegen, für Unternehmen nicht profitabel zu beschäftigen sind. Durch nach unten flexiblere Löhne, also eine höhere Lohnspreizung, könnten die geringer qualifizierten Arbeitnehmer in Deutschland wieder Beschäftigung finden. In den USA ist während dessen die Ungleichheit der Löhne zwar sehr hoch, die Arbeitslosigkeit dafür aber geringer.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Definition: Kapitaleinkommen (Abgerufen: 9. April 2008, 17:35 MEZ)
- ↑ Definition: Arbeitseinkommen (Abgerufen: 3. April 2008, 17:40 MEZ)
- ↑ Definition: Lohnspreizungsangaben Deutschland (Abgerufen: 3. April 2008, 16:50 MEZ)
- ↑ Definition: Langfristige Verteilungseffekte (Abgerufen: 9. April 2008, 18:05 MEZ)
- ↑ Definition: Langfristige Verteilungseffekte (Abgerufen: 9. April 2008, 18:05 MEZ)
Literaturverzeichnis
- Olivier Blanchard und Gerhard Illing: Makroökonomie. 3., aktualisierte Auflage. Pearson Studium, München, 2004
- Paul A. Samuelson und William D. Nordhaus: Volkswirtschaftlehre, Das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie. mi-Fachverlag, Redline GmbH, Landsberg am Lech, 2005
- Gabler Wirtschaftslexikon. 16. Auflage, vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Gabler Verlag, 2004
- Werner Eichhorst, Stefan Profit und Eric Thode: Benchmarking Deutschland: Arbeitsmarkt und Beschäftigung. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2001