Ausbeutung

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Ausbeutung (englisch Exploitation) ist eine werthaltige[1] Bezeichnung für die ungerechte und aufbrauchende Ausnutzung und Verwertung menschlicher Arbeitskraft und ein zentraler Begriff der Marx'schen Kritik der politischen Ökonomie [1]. Im dort während des 19. Jahrhunderts entwickelten Klassenmodell [2] der kapitalistischen Gesellschaft bezeichnet Ausbeutung die Beziehung zwischen Kapitalist und Proletarier[2], formal ausgedrückt durch das Verhältnis des durch die Produktion erwirtschafteten Mehrwerts zum Lohn. Nach dieser Sicht können Produktionsmittel nicht ausgebeutet werden, sämtlicher Profit[3] - in marxistischer Sprechweise - lässt sich nach ihr auf die Ausbeutung von Arbeit zurückführen.[3] Neben zentralen Rolle, die der Begriff in marxistischen Theorien spielt, wird er auch in anderen Diskursen häufig angeführt, in der Gegenwart zum Beispiel um das Verhältnis zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern wertend zu bezeichnen.[4]

Theorie der Ausbeutung

  • Schon im 8. vorchristlichen Jhr. wurde durch Propheten [4] versucht Ausbeutung zu definieren. Ursächlich für die Ausbeutung sahen sie den Drang nach Wissen und Fortschritt, wodurch ein egoistisches Verhalten entstehe.
  • Im Mittelalter [5] war man der Überzeugung, die Zinsnahme sei die Erklärung für Ausbeutung. Diese Annahme vertraten in der frühen Neuzeit[6] unter anderem auch die Reformanten[7] Luther[8] und Melanchthon[9]. [5].
  • Erst zwischen 1861 und 1863 verfasste der Theoretiker Karl Marx[10] die Mehrwerttheorie. Diese basiert zu einem Großteil auf dem Wissen klassischer Ökonomen[11] wie Adam Smith[12] und David Ricardo[13].

Marxistische Theorie

Mehrwerttheorie nach Karl Marx

Mehrwert schaubild.png
Darstellung der kapitalistischen
Produktionsweise nach [Marx]


Nach Gerhard Himmelmann's Auffassung unterscheidet Marx zwischen Gebrauchswert[14], Tauschwert[15] und Arbeitswert[16] (auch Warenwert oder Substanzwert[17]).Der Arbeitswert drückt den Wert einer Ware, durch die angehäufte menschliche Arbeit aus. Der Gebrauchswert bezeichnet den Nutzen oder die "Nützlichkeit", die eine Ware hat. Waren werden hergestellt und unmittelbar gegenseitig gemäß der für die Produktion aufgewendeten Arbeitszeit ausgetauscht, weil diese Waren benötigt werden.

Wird mehr produziert als man für den Eigenverbrauch (Reproduktionsbedarf) benötigt, spricht man von Mehrproduktion[18] (sog. Surplus). Beispielsweise produziert die Person x 3kg Käse und Person y 5 Töpfe zuviel. Der Tauschwert drückt nur den Wert einer Ware aus, die in äquivalent gleicher Arbeitszeit für eine andere Ware benötigt wird. Person x bekommt also beispielsweise für seine 3 kg Käse, 5 Töpfe und umgekehrt.

Der Tauschwert entwickelt eine Eigenexistenz Marktwert([19]), sobald sich diese Mehrproduktion über einen Markt (Angebot und Nachfrage) und durch unterschiedliche Wertpräferenz (ausgedrückt in Geld) vom eigentlichen Arbeitswert trennt. Wenn Beispielsweise die Mehrheit auf den Markt gerade keine Nachfrage an Töpfen hat, somit das Angebot zu groß ist, dann ist der Topf weniger Wert (Geldwert), obwohl der eigentliche Arbeitswert gleich bleibt. Dadurch, dass die Ware in Geld ausgedrückt wird, bekommt Beispielweise Person X, für seine 3Kg Käse, 6 Töpfe und Person Y im Gegenzug nur noch 2Kg Käse. Das Geld (Geldwert) verschleiert somit den eigentlichen Wert der Ware (den Arbeitswert). Der Mehrwert ist somit die Differenz zwischen dem Verkaufswert (Markt- oder Tauschwert) und dem Warenwert (Arbeitswert).

Entstehung der Ausbeutungsrate
Karl Marx meint, dass der Mehrwert (Gewinn) aus nicht bezahlter Mehrarbeit (Surplus Labor) entsteht. Diese Mehrarbeit erzeugt ein Mehrprodukt (Surplus Produce), welches sich der Kapitalbesitzer (Kapitalist) aneignet, ohne dafür die eigentliche Mehrarbeit der Arbeitskraft zu vergüten. Die Höhe dieser Nichtvergütung wird als Ausbeutung bezeichnet. [6].

Es gilt:

Die Rate des Mehrwerts ist exakt der Ausdruck des Ausbeutungsgrades durch das Kapital.[7][8]
Jedoch schreibt Marx auch, dass Mehrarbeit (Arbeit über die Bedürfnisse hinaus)immer bestehen muss, weil diese Mehrarbeit Schutz vor bestimmten Ausfällen (Versicherung) bietet. Weiterhin ist sie für die Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft notwendig sowie vorteilhafter als unter den früheren Formen der Sklaverei und Leibeigenschaft.[9]

Mehrwerttheorie nach Lassalle

Grundsätzlich stimmt Lassalles[20] Theorie mit der von Marx überein. Jedoch geht Lassalle eher davon aus, dass der durchschnittliche Arbeitslohn grundsätzlich immer auf den notwendigen Lebenserhaltungskosten reduziert bleibt. Der ganze Überschuss der Produktion des Arbeitsertrages fällt auf den Unternehmeranteil. Er schlussfolgert daraus, dass man eine genossenschaftliche Assoziation gründen müsse, welche durch den Staat unterstützt wird. Nur so könnten die bestehenden Verhältnisse zwischen Arbeitslohn (Niedriglohn[21]) und Unternehmergewinn überwunden werden (siehe Ehernes Lohngesetz[22]). [10] Lassalle war Arbeiterführer und Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins [23].

Ökonomische Theorie

Im liberalen Modell [24] der freien Märkte, das erstmals von Adam Smith [25] (1723-1790) beschrieben wurde, werden die Preisbildung und die Verwendung der Produktionsfaktoren durch das Angebot und die Nachfrage bestimmt. Die liberale Ökonomie ist eine selbstregulierende, sie bedarf keiner politischen Maßnahme. Der Staat wirkt nur indirekt durch die Sicherstellung ihrer Bestandsvoraussetzungen auf das Marktgeschehen ein. Grundlegende Elemente sind das Eigentumsrecht, die Vertragsfreiheit und die Wettbewerbsordnung.

Eine Ausbeutung könne dadurch entstehen, dass eine Interessengruppe die Verteilung des Einkommens kontrolliert und dadurch die anderen Wirtschaftssubjekte arm machen kann. Henry George[26] sah die Grundbesitzer als Vertreter solcher Interessengruppen. Die Grundbesitzer verdienen ihr Geld indem Sie eine Pacht auf die Landnutzung erhalten, ohne dafür eine wirkliche Arbeit leisten zu müssen. Henry George forderte eine Grundsteuer, um dieses problem zu beheben.[11] [12]


Die Neoklassische Theorie[27] entstand in der Zeit ab 1870. Wichtige Vertreter waren Léon Walras[28] und später Alfred Marshall[29]. Die Theorie stellt die Wirtschaft vor allem als System von Märkten dar, auf denen Angebot und Nachfrage durch Güterpreise ins Gleichgewicht gebracht werden. Sie legt dabei das Menschenbild des so genannten Homo oeconomicus[30] zu Grunde. Dieses Modell basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch seinen Nutzen maximiert. Dabei werden den Konsumenten unbegrenzte Bedürfnisse unterstellt und die gesellschaftliche Wohlfahrt wird ausschließlich aus den Präferenzen der Individuen abgeleitet. Niemand hat einen Grund oder die Möglichkeit die Entscheidungen der Konsumenten zu ändern. Dieser Aussage liegt die Vorstellung zugrunde, dass jeder zu seinem eigenen Besten handelt und somit lenkende staatliche Eingriffe nicht nötig sind. Damit diese Vorstellung greift, geht dieser theoretische Ansatz davon aus, dass die Wirtschaftssubjekte über die gleiche Befähigung und gleiche Ausgangssituation (Bildung etc.) verfügen und alle wichtigen Informationen besitzen, die nötig sind um die richtige Entscheidung zu treffen.

Die Ausbeutung in der neoklassischen Theorie ist eine Art Marktversagen. Da die meisten Märkte durch unvollständigen Wettbewerb zu charakterisieren sind (Monopole[31], Oligopole[32]) kommt die unterstellte Maximierung der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt nicht zum Tragen. Diese Art der Ausbeutung soll durch einen perfekten Wettbewerb[33] verhindert werden.[13][14] [John Maynard Keynes] war der Überzeugung, dass die so genannten „Rentiers“ (Spekulanten an der Börse) eine Art wirtschaftliche Ausbeutung darstellen. Je höher beispielsweise die Aktienkurse an der Börse sind, desto eher erwarten die Spekulanten sinkende Kurse. Deshalb warten sie ab und halten so lange ihre Ersparnisse in Bargeld bis die Kurse gefallen sind und der Einstieg ins Aktiengeschäft günstig ist (siehe Zinstheorie und Liquiditätsfalle[34][35]). Genauso wie die Grundbesitzer verdienen die Spekulanten ihr Geld ohne dafür eine wirkliche Arbeit leisten zu müssen und schaden der Wirtschaft. Keynes schlug eine ständige maßvolle Geldentwertung (Inflation) vor. Das Kapital, so Keynes, wirft nämlich nur solange eine Rendite ab, wie es knapp ist[15][16] [17]

Ausbeutung durch Unternehmen und Staat

Ausbeutung durch Mehrwertbildung

Nach Karl Marx ist der Vorgang der Ausbeutung eine notwendige Konsequenz aus gegebenen Markt- und Machtverhältnissen. [18] Es ist ein Gesetz des Wettbewerbs, den eigenen Gewinn nach Möglichkeit zu maximieren. Dies erreicht der Unternehmer am leichtesten durch die Senkung der Produktionskosten. Der Bereich Personal spielt hierbei eine entscheidende Rolle. In der Arbeitswerttheorie[36] (u.a. von Adam Smith gegründet, von Marx abgewandelt)und der Mehrwerttheorie wird daraus abgeleitet, dass der Unternehmer seinen Gewinn auf Kosten des Arbeiters maximiert. Der Arbeiter erhält also nicht den vollen Gegenwert der von ihm erstellten Güter als Lohn, sondern bekommt nur das ausgezahlt, was er zur Deckung des „Reproduktionsaufwandes“ (Ernährung, Miete, Kleidung) benötigt (siehe auch Debitismus[37]).

Globalisierung

Unter Globalisierung[38] versteht man den Prozess der zunehmenden weltweiten Verflechtung in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation.

Die Europäische Union[39] subventioniert EU-Fischereiflotten. Da es im Mittelmeer nicht mehr genügend Fisch gibt, fahren europäische Fischfänger nach Afrika und fischen die atlantische Küste Afrikas mit ihren Fangnetzen ab. Heimische afrikanische Fischer, wie zum Beispiel aus Senegal, verlieren die Möglichkeit, mittels Fischerei[40] ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die senegalesische Regierung bekommt zwar Geld für die Vergabe der Fischfangrechte, jedoch lässt sich in Europa mehr mit dem Fischverkauf verdienen. Der Mehrwert, die Arbeitsplätze und der Reichtum entstehen in Europa.

Darüberhinaus exportieren europäische Staaten großflächig ihre überschüssigen und Aufgrund der Agrarsubventionen[41] für den Produzenten in der Herstellung günstigeren Lebensmittel in afrikanische Staaten. Das führt dazu, dass beispielsweise die senegalesische Bevölkerung ihre Zwiebeln und Kartoffeln aus Holland kaufen muss, weil die heimischen Bauern nicht mit den subventionierten Massenprodukten mithalten können. Ähnlich verhält es sich mit Milchprodukten[42]. Es gibt in senegalesischen Supermärkten so gut wie keine Frischmilch mehr, da das Land diesen Bedarf mit wesentlich günstigeren Milchpulver[43] aus der EU deckt.[19] [20]

Ausbeutung ökologischer Ressourcen

Im Bereich der Ökologie heißt Ausbeutung Raubbau([44]) die aufbrauchende Gewinnung und Nutzung nicht nachwachsender Rohstoffe (zum Beispiel alle Metalle) bzw. langfristig knapp werdender Vorkommen natürlicher Ressourcen (Knappheit).Erdöl entsteht immer wieder im natürlichen Prozess, jedoch ist die Nachfrage so groß, dass das Abbauvolumen das Reproduktionsvolumen bei weitem übersteigt. Diese Güter werden demnach stetig knapper und sind daher stark nachgefragt. Um den entstehenden Nachfrageüberschuss regulieren zu können, wird der Preis des Rohstoffes steigen (Marktgleichgewicht). Auf Grund der damit verbunden Wertsteigerungspotentiale wird der Rohstoff zunehmend wirtschaftlich attraktiver und die Gewinnung erneut angekurbelt.[21]

Ausbeutung von Arbeitskraft

Sklaverei

Sklaverei[45] bedeutet eine vollständige wirtschaftliche und rechtliche Abhängigkeit eines Menschen (Sklave) von einem anderen Menschen (Sklavenhalter) dessen Eigentum[46] er ist. Ein Sklave ist ein Mensch, der durch Betrug oder Gewaltandrohung zu einer Arbeit gezwungen wird und nur die lebensnotwendigen Bedürfnisse (Essen, Trinken, Schlaf) erhält.

Historisch

Der Ursprung der Sklaverei findet sich höchstwahrscheinlich in Ägypten[47]. Dort finden sich Nachweise von Sklaverei von ca. 2300 v. Chr. Im Raum Griechenland gab es seit dem 6. Jh. v. Chr. Sklavenhandel. Im römischen Raum[48] ist Sklaverei erst seit dem 4. Jh. v. Chr. bekannt. Die größte Sklavenhaltung sowie der Sklavenhandel fand im Kolonialismus[49] (zu Beginn des 15. Jhr.) statt. Eine Hochphase des Sklavenhandels lag in der Zeit nach der Conquista im 16. Jahrhundert und wurde durch den atlantischen Sklavenhandel[50] ermöglicht. Die Sklaverei wurde in den USA am 18. Dezember 1865 abgeschafft. Eine weitere relevante Erscheinungsform von Sklaverei sind die Arbeitslager totalitärer Staatssysteme[51], wie die Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland[52] oder das sowjetische Gulag[53].[22]

21 Jahrhundert

Heute ist die Sklaverei durch internationale Verträge wie der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK[54]) auf der Welt verboten. Der Käufer erwirbt die Verfügungsmacht über einen anderen und setzt Gewalt ein, um diese aufrechtzuerhalten. Der frühere Sklavenhalter ist also heute ein Sklavenbesitzer. Der Vorteil für den Sklavenbesitzer besteht in der Anonymität, niemand weiß, wem ein Sklave heutzutage gehört. [23] Formen moderner Sklaverei sind politische Gefangenschaft[55], Kinderarbeit[56], Zwangsprostitution[57], Organhandel[58]. Das Phänomen kommt auch in Branchen[59] wie der Kleidungsindustrie, Gastronomie, Stahlproduktion vor. Ein vor allem in Afrika und Asien hinzukommender Aspekt ist die Rekrutierung von Kindersoldaten[60]´sowie die klassischen Formen der Leibeigenschaft und wirtschaftlichen Ausbeutung. Bales schätzt, dass heute immer noch 27 Millionen Menschen in sklavereiähnlichen Verhältnissen leben.


Kinderarbeit

Kinderarbeit in Massachusetts, USA 1912.

Kinderarbeit[61] bezeichnet die Praxis der Beschäftigung von Kindern in Fabriken, im Handwerk oder in der Landwirtschaft und ist das typische Heranziehen zur Lohnarbeit. Wegen ihrer Billigkeit nahm die Kinderarbeit zu Beginn der Industrialisierung einen solchen Umfang an, dass schwere gesundheitliche und moralische Schäden der Kinder die Folge waren.[24][25]

Historisch

Es wird angenommen, dass es Kinderarbeit in Form von Hilfsleistungen bspw. bei Erntearbeiten schon zu Beginn der Agrargesellschaft gegeben hat. Durch die Industrialisierung[62] im 18. und 19. Jahrhundert mussten jedoch besonders viele Kinder in Kohleminen und in der Textilindustrie arbeiten. Die Kinder bekamen keine Schulbildung, konnten weder lesen noch schreiben und viele Kinder litten unter schweren Krankheiten oder wurden zu Krüppeln. Die Kinder waren zum damaligen Zeitpunkt durch kein Gesetz geschützt. Kinderarbeit wurde schlecht entlohnt und durch ihre schlechte Entlohnung dazu benutzt, die Löhne der erwachsenen Arbeiter zu drücken.

21 Jahrhundert

Die ILO veröffentlichte 2002 folgende Zahlen
Art des Kinderhandels Betroffene Weltweit
Sklaverei und

Zwangsarbeit

5.713.000
Prostitution und

Herstellung von Pornographie

1.810.000
Zwangsrekrutierung in

bewaffnete Konflikten

276.000
Andere illegale Tätigkeiten

(zum Beispiel Drogenhandel)

590.000
alle Formen 8.389.000

Im 21. Jahrhundert herrscht in den industrialisierten Ländern ein hoher Lebensstandard. Daher muss unterschieden werden,
ob die Arbeit freiwillig ist oder ob die Kinder direkt bzw. indirekt zur Arbeit gezwungen werden. Beispielsweise gehen viele Kinder und Jugendliche in den Schulferien arbeiten, um sich ein (zusätzliches) Taschengeld zu verdienen.

Jedoch gibt es auch heute noch Millionen von Kindern, welche vorwiegend in der Dritten Welt[63], in kleinen Werkstätten,
in Steinbrüchen, in der Landwirtschaft, als Straßenverkäufer oder als Dienstmädchen arbeiten müssen,
um einen lebensnotwendigen Unterhalt zu erwirtschaften.

Die größte Anzahl an Kinderarbeitern lebt in Asien mit 44,6 Millionen, gefolgt von Afrika, wo 23,6 Millionen Kinder arbeiten müssen und Lateinamerika mit 5,1 Millionen Kinderarbeiten. Dabei arbeiten die meisten Kinder unbezahlt für die eigene Familie.

Im Niger[64] – einem der ärmsten Länder in Afrika – wird hauptsächlich Uran, Gold, Phosphaten, Zinn, Kohle und Gips abgebaut. Die Kinder werden als Träger für Erz und Abfallprodukte eingesetzt. Benin City ist unter anderem die Hauptstadt der Prostitution. In Russland[65] werden besonders Kinder von kriminellen Organisationen für den Verkauf und die Verbreitung illegaler Drogen ausgenutzt.[26]

Haiti[66] - in der Stadt Port au Prince gibt es sogenannte Makler, die Arbeitssklaven, meist Kinder, sehr günstig verkaufen. Die Kinder stehen ihren „neuen Besitzern“ grundsätzlich für alles zur Verfügung, Hauptsächlich für Sex, Kurierdienste und im Haushalt. In einem haitischen Sprichwort heisst es unter anderem auch: “Kinder sind Tiere“ [27]

Eine Liste über alle Bekannten Länder in denen Kinderarbeit oder Kindersklaverei vorkommt findet sich auf der Website www.Aktive-gegen-Kinderarbeit.de

Internationale Abkommen gegen Kinderarbeit

ILO Konvention Nr. 105 Abschaffung der Zwangsarbeit
ILO Konvention Nr. 138 Mindestalter 15 Jahre für die Zulassung zur Beschäftigung
ILO Konvention Nr. 182 Verbot und Beseitigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit
UN- Kinderrechtskonvention Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte der Kinder
UN- Zusatzprotokoll bewaffnete Konflikte Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention zum Schutz der Kinder in bewaffneten Konflikten
UN Zusatzprotokoll Kinderhandel Zusatzprotokoll zum Schutz vor Kinderhandel, -prostitution und -pornographie

Sexuelle Ausbeutung

Sexuelle Ausbeutung[67] bezeichnet eine Handlung gegen Menschen, die durch Druckmittel, wie Einschüchterung, Gewalt oder Gewaltandrohung, Erpressung oder Freiheitsentzug zu sexuellen Handlungen gezwungen werden. [28]

Zwangsprostitution

Zwangsprostitution[68] ist eine Form sexueller Gewalt und zugleich eine Form der Folter. Sie steht in direktem Zusammenhang mit Zuhälterei. Die Tatbestände der Zwangsprostitution und Sexuellen Sklaverei finden sich erstmals in Art. 7 (1)(g)ICC-S (International Criminal Court[69]) für verbrechen gegen Menschlichkeit. Die Zwangsprostitution ist besonders aus Kriegen bekannt, bspw. wurden vorrangig koreanische Frauen durch die Japanische Armee im 2. Weltkrieg der Zwangsprostitution unterworfen (sogenante, Comfort Women[70]). [29]

Kinderpornografien

Kinderpornographie[71] bezeichnet eine Form sexuellen Missbrauchs an Kindern. Dabei werden die Kinder in sexuellen Handlungen an sich selbst, zwischen Kindern, von Erwachsenden an Kinder und von Kinder an Erwachsene durch Ton- und Bildträger, Datenspeicher, Abbildungen dargestellt. (§11 Abs. 3 StGB) [30]

Die meisten Länder haben Gesetze erlassen, welche den Missbrauch von Kindern unter Strafe stellt. Beispielsweise wurde am 18.5.1904 das erste Internationale Abkommen über Verwaltungsregeln zum Schutz gegen Mädchenhandel verabschiedet.[31]


Einzelbelege

  1. Alfred Stobbe: Gesamtwirtschaftliche Theorie. Springer-Verlag, Berlin 1975.
  2. Franz Borkenau: Praxis und Utopie. In: Karl Marx, Fischer Bücherei, Frankfurt am Main 1956.
  3. Eintrag Das Kapital. In: Encyclopædia Britannica, 2009. Abgerufen am 14. Mai 2009 von http://www.britannica.com/EBchecked/topic/311741/Das-Kapital.
  4. Exploitation: In: Stanford Encyclopedia of Philosophy, abgerufen am 14. Mai 2009.
  5. Konrad Löw , Ausbeutung des Menschen durch den Menschen , S. 114-120
  6. Gerhard Himmelmann - Arbeitswert, Mehrwert und Verteilung : zur Problematik von Theorie und Praxis in der Marxschen Lehre , S. 17-22
  7. K. Marx, Kapital I , MEW 23, S. 231.
  8. G. A. Cohen, the labour theory of value and the concept of exploitations , S. 5 ,Blackwell Publishing
  9. K. Marx, Kapital III, S. 827.
  10. Gerhard Himmelmann - Arbeitswert, Mehrwert und Verteilung : zur Problematik von Theorie und Praxis in der Marxschen Lehre ,S. 57
  11. Utopische Profile: Industrielle Revolution und technischer Staat im 19. Jahrhundert Von Richard SaageVeröffentlicht von LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 2002 S. 248
  12. Volkswirtschaftslehre: Das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie Von Paul Anthony Samuelson, William D. Nordhaus, Regina Berger (Übersetzt von Regina Berger, Brigitte Hilgner, Annemarie Pumpernig) 3. Edition Veröffentlicht von MI Wirtschaftsbuch, 2007 S.384
  13. Volkswirtschaftslehre für Sozialwissenschaftler Von Holger Rogall seite 58-70
  14. http://www.cato.org/pubs/journal/cj1n2-1.html
  15. http://www.oeffentliche-finanzen.de/Oekonomen/Keynes/Keynes.html
  16. John Maynard Keynes Von Gerhard Willke Veröffentlicht von Campus Verlag, 2002, S.155
  17. http://www.unifr.ch/withe/assets/files/Bachelor/Theoriengeschichte/Keynes.pdf
  18. Vgl.: Marx,Karl (1867),Das Kapital 1-Kritik der politischen Ökonomie, In: MEW 23,(1968),Berlin, Dietz Verlag
  19. Spiegel TV Spezial - 19.04.2007 – Link http://www.youtube.com/watch?v=O2KR-9xoO4A&feature=PlayList&p=7972E4CAED211C13&index=0
  20. Hunger und Wut Aktuelle ZDF-Dokumentation zur Welternährungskrise - http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/Hunger_und_Wut/598466/482540
  21. Vgl.: Pindyck, Robert S., (2007) Rubinfeld, Daniel L. Mikroökonomie 6. Auflage, München, Pearson Studium
  22. Vgl.: Delacampaqne, Ch. (2004), Geschichte der Sklaverei, Düsseldorf und Zürich, Artemis & Winkler Verlag
  23. Kevin Bales , Becky Cornell ,Moderne Sklaverei
  24. Encarta Enzyklopädie 2004 (siehe auch http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761552027/Kinderarbeit.html)
  25. MEYERS NEUES LEXIKON (1962 VEB Bibliographisches Institut Leipzig) S. 809
  26. http://www.wsws.org/de/2000/jan2000/kind-j13.shtml
  27. E. Benjamin Skinner - Menschenhandel - Sklaverei im 21. Jahrhundert, S. 21-26
  28. Ulrike Mentz - Frauenhandel als migrationsrechtliches Problem - Lang, Peter Frankfurt (2001)
  29. Vergewaltigung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Sexualisierte Gewalt, Makrokriminalität und VölkerstrafrechtVon Sven-U. Burkhardt Veröffentlicht von LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 2005 S. 166-167
  30. Das Phänomen Pädophilie Von Christian Brandt Veröffentlicht von Tectum Verlag DE, 2003 S. 45
  31. Abkommen über Verwaltungsmaßregeln zur Gewährung wirksamen Schutzes gegen den Mädchenhandel - http://www.vilp.de/Depdf/d051.pdf

Literatur

  • Paul A. Samuelson, Understanding the Marxian Notion of Exploitation: A Summary of the So-Called Transformation Problem Between Marxian Values and Competitive Prices, Journal of Economic Literature, 2, 1971, pp. 399
  • Hedda Herwig: „Sanft und verschleiert ist die Gewalt…“. Ausbeutungsstrategien in unserer Gesellschaft, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-498-02913-4.
  • Kapitalismus und gerechter Lohn von Nell Breuning
  • Kapitalismus, Sozialismus, Konzentration und Konkurrenz - Von Helmut Arndt
  • Klassen, Schichten, Mobilität : eine Einführung Von Martin Groß