Dritte Welt

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Definition

Dritte-Welt-Staaten (Stand:2003)

Die Dritte Welt umfasst eine Gruppe von ca. 130 wirtschaftlich unterentwickelten Staaten, die sich vorwiegend auf der Südhalbkugel unserer Erde befinden und Defizite im Bereich der Gesundheit, der Bildung, des Sozialwesens, der Infrastruktur sowie in der Politik aufweisen. Diese Staaten werden als Entwicklungsländer bezeichnet und umfassen ca. 76% der Weltbevölkerung. Im Gegensatz zu den industriell hoch entwickelten Industriestaaten zeichnen sich diese Randgebiete als wirtschaftlich unterentwickelt mit langsamen Fortschritt im Bereich der Industrie aus. Der Oberbegriff Dritte Welt unterstellt den Entwicklungsländern gewisse Gemeinsamkeiten, obwohl diese Länder untereinander sehr verschieden sind. Bei genauerem Betrachten kann man erkennen, dass sich die so genannten Dritte - Welt - Länder durch unzählige Merkmale unterscheiden, wie zum Beispiel nach dem Entwicklungsstand, der Wachstumsrate und der Bevölkerungszahl. Diese Unterschiede lassen sich anhand der zwei Teilgruppen der Dritten Welt besonders hervorheben. Die Gruppen werden als die Vierte Welt und die Schwellenländer bezeichnet.[1]



Alternative Definition

„Sammelbezeichnung für die wirtschaftlich unterentwickelten Staaten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Neben der ersten Welt, das heißt den Industrieländern mit kapitalistischem Wirtschaftssystem und der zweiten Welt, den nach dem Prinzip der Planwirtschaft organisierten östlichen Ländern (...)“[2]


Grenzen der Dritten Welt

Afrika - April 2003

Die Vierte Welt

Die Vierte Welt (engl.: “Least Developed Countries") umfasst mehr als 40 Länder, insbesondere die Staaten des afrikanischen Kontinents, welche im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern durch ihre enorme Unterentwicklung und Armut gekennzeichnet sind. Hinsichtlich ihrer Rohstoffe, ihres Kapitals und ihres Exports sind diese Länder, wie zum Beispiel Haiti, auf Entwicklungshilfe angewiesen und haben somit ungenügende Voraussetzungen für ein Wirtschaftswachstum. Die zudem notwendigen Nahrungsmittelimporte wirken sich immer negativer auf die schon bestehende hohe Auslandsverschuldung aus und diese stellt wiederum eine Blockade für benötigte Auslandskredite dar. Es ist ein ständiger Kreislauf, der nie zu enden droht.

Die Schwellenländer

Die Schwellenländer (engl.: “Newly Industrialized Countries“) bezeichnen die Entwicklungsländer, welche aufgrund ihrer schnellen industriellen Ausbreitung ein hohes Wirtschaftswachstum aufweisen. Zu diesen Ländern gehören zum Beispiel Brasilien, China und Singapur. Die Wirtschaft dieser Länder konzentriert sich sehr stark auf den Export, da in den Schwellenländern eine Eigenproduktion von Industriegütern stattfindet. Währenddessen die Schwellenländer den Sprung zum Industriestaat fast geschafft haben, bleibt die wirtschaftliche Entwicklung in vielen afrikanischen Ländern gleich, beziehungsweise ist sie rückläufig.


Synonym

Der Begriff Dritte Welt wird heute nur noch im Alltag verwendet und dient eher als Synonym für die Entwicklungsländer. Alternative umgangssprachliche Bezeichnungen für die Dritte Welt sind: „Welt der Armen“, „Der Süden“ und „Blockfreie Staaten“.


Begriff

Ursprung

  • Der Ursprung des Begriffs kommt aus dem Französischem „Tiers Monde“ und heißt übersetzt Dritte Welt. Alfred Sauvy, ein Historiker für französische Wirtschaftsgeschichte, entwickelte 1952 in seinem Bericht „Trois mondes, une planète“ (Drei Welten, Ein Planet) den Ausdruck analog zum Dritten Stand (franz.: tiers-état).
  • International tauchte der Begriff erstmals 1961 in der Schrift „Die Verdammten dieser Erde“ durch Frantz Fanon, einem Vordenker der Entkolonialisierung auf, worin er die Dritte Welt als kolonisierte, unterdrückte und unterentwickelte Welt beschrieb. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges befanden sich viele Dritte-Welt-Staaten in Kolonien und wurden über einen sehr langen Zeitraum von den Kolonialmächten ausgebeutet, woraus besonders die Defizite im Wirtschaftsbereich dieser Staaten resultieren.
  • Des Weiteren ist die Bedeutung des Begriffs zurückzuführen auf die Entwicklungstheorien. Die Gemeinsamkeit dieser Theorien steckt in der Definition der Dritten Welt als Einheit, ohne die Verschiedenheit der einzelnen Staaten zu betrachten. Viele marxistische Konzepte verurteilen die Dritte-Welt-Staaten als wirtschaftlich zurückgeblieben.

Kalter Krieg - Bewegung der Blockfreien Staaten

Eine weitere Erklärung des Ausdrucks Dritte Welt stammt aus der Zeit des Kalten Krieges um 1950. Während des Krieges standen sich zwei Machtblöcke gegenüber. Auf der einen Seite standen die Staaten unter der Führung der USA, die westlichen Industriestaaten, umgangssprachlich auch die kapitalistische „Erste Welt“ genannt und auf der anderen Seite die östlichen Industriestaaten unter der Führung der Sowjetunion, welche auch als kommunistische „Zweite Welt“ bezeichnet wird. Einige afro-asiatische Staaten, die eine unabhängige Position zwischen Ost und West einnehmen wollten, bildeten sich 1955 zu der „Organisation der Blockfreien“ (engl.: "Nonaligned Movement", NAM) zusammen. Die „Blockfreien Staaten“ vertraten 55% der Weltbevölkerung, unter anderem Indien, Ägypten, Indonesien und Jugoslawien und erhielten den Namen Dritte Welt. Ihr gemeinsamer Wunsch nach Unabhängigkeit gegenüber den westlichen und kommunistischen Ländern prägte den Begriff eher politisch. Aufgrund der gemeinsamen Interessenvertretung gegenüber den Industrienationen schlossen sich die Dritte-Welt-Staaten im Jahr 1964 zur „Gruppe der 77“ zusammen. Ihr gemeinsames Ziel war sowohl die Gleichbehandlung und Gleichberechtigung in den Entwicklungsländern als auch die Forderung nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Aufgrund unterschiedlicher Situationen der einzelnen Regionen im Bereich Wirtschaft, Kultur, Historik und Politik schaffte es die Gruppe nicht, sich politisch zu einigen. Der Verband erkannte die Unterschiede der Entwicklungsmerkmale und erlangte Erkenntnis über die Interessengegensätze der einzelnen Regionen. Somit wurde der Begriff Dritte Welt eher zu einem Synonym für „Drittklassigkeit“.


Ende der Dritten Welt - Eine Theorie kritisch betrachtet

Es gibt nur "Eine Welt"

Zum Ende des Kalten Krieges verschwand die Zweite Welt und löste somit den Kampf der Blöcke auf. Die Blockfreiheit fand daher auch keine Bedeutung mehr für die Dritte Welt.

Als einziges gemeinsames Kriterium der Dritte-Welt-Staaten blieb die Unterentwicklung gegenüber den Industriestaaten. Unterschiedliche Entwicklungstheorien die von einem globalen Nord-Süd-Konflikt ausgehen, führen zu enormen Auseinandersetzungen über die Verschiedenheit in der Dritten Welt.

Es lässt sich vermuten, dass der Ausdruck bloß eine Fantasiewelt in den Köpfen der industrialisierten Menschheit darstellt, welche alle Strukturen und Entwicklungsmerkmale der ärmsten Länder auf der Erde zusammenfasst. Das "Verschwinden" des Begriffs weißt auf diese Inhomogenität der Länder hin, wodurch Kritiker es nicht für sinnvoll halten alle Entwicklungsländer mit einem Begriff unter einen Hut zu stecken. Um den verschiedenen Staaten gerecht zu werden, kann es keine allumfassende Theorie geben, die das Ziel der Entfaltung zur modernen Industrienation verfolgt. Es muss demnach versucht werden, die Dritte-Welt-Staaten hinsichtlich Ihrer Entwicklung einzeln zu betrachten und die Kritik am Fortschrittsglaube fallen zu lassen, damit sie nicht weiter von den globalen wirtschaftlichen Veränderungen abgegrenzt werden und zunehmend verarmen. Nur so könnten diese Nationen mit allen anderen Staaten der Erde zu „Einer Welt“ vereint werden.[3]

Quellen

Literatur

  • Betz, Joachim: Jahrbuch Dritte Welt 1995, München 1994
  • Nohlen, Dieter / Franz Nuscheler: Handbuch der Dritten Welt, 8 Bände, Bonn 1992 ff.
  • Wendorff, Rudolf: Dritte Welt und westliche Zivilisation - Grundprobleme der Entwicklungspolitik, Wiesbaden 1984
  • Marx,Reinhard und Stegmann, Franz Josef : Marktwirtschaft für die "Dritte Welt"?, Bochum 1992
  • Stöver, Bernd: Der Kalte Krieg, München 2003
  • Nohlen, Dieter: Lexikon Dritte Welt, 2002

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz Nuscheler: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 1991, S.48 f.
  2. http://www.argentinien.mundorf.org/entwicklung.html
  3. A. Boeckh: Entwicklungstheorien: Eine Rückschau, In: Dieter Nohlen Franz Nuscheler: Handbuch der Dritten Welt, Bonn 1992