Zinsparität

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Grundidee

Zinsparität (Parität von lateinisch par „gleich“) impliziert, dass die inländische Rendite gleich der ausländischen Rendite ist. Die inländische Rendite wird durch den nominalen, inländischen Zinssatz (i), die ausländische Rendite durch den nominalen, ausländischen Zinssatz (i*) plus erwartete Wechselkursänderung () definiert: i = i* + .

Alternative Definitionen anderer Autoren

„Zinsparität ist das Verhältnis zwischen nationalem Geldmarkt zum internationalen Geldmarkt, wobei sich der Wechselkurs so anpasst, dass die Differenz zwischen inländischem und ausländischem Zinssatz der Differenz zwischen dem effektiven und dem erwarteten Wechselkurs entspricht“.[1]


„Der Devisenmarkt befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Einlagen in allen Währungen die selbe erwartete Rendite bieten. Diese Gleichheit der erwarteten Renditen auf Einlagen in zwei beliebigen Währungen, gemessen in derselben Währung, bezeichnet man als Zinsparität“.[2]


„Zinsparität bezieht das Gesetz des einheitlichen Preises auf festverzinsliche und homogene Finanztitel, was bedeutet, dass Aktiva mit vergleichbarem Risiko unabhängig von dem Land, in dem sie gehandelt werden dieselbe Renditeerwartung aufweisen“.[3]

Voraussetzungen der Zinsparität

Unter Berücksichtigung von Zinssätzen und Wechselkursveränderungen fordert die Zinsparität bei flexiblen Wechselkursen die Renditegleichheit von in- und ausländischen Kapitalanlagen.

Eine zentrale Annahme unter der die Zinsparität herrscht, ist die Prämisse der Kapitalmobilität und der Substituierbarkeit von Wertpapieren. Bei vollkommener Kapitalmobilität ist das Kapital jederzeit uneingeschränkt in die gewünschte Anlageform transferierbar, während die unvollkommene Kapitalmobilität die Reaktion der Kapitalmärkte verzögert.

Vollkommene Substituierbarkeit der Anlagen gilt nur bei Anlegern, die risikoneutral sind, wobei die Finanzaktiva nur aufgrund der zu erwartenden Renditen verglichen werden. Verlangen Anleger für das Wechselkursrisiko eine zusätzlich Risikoprämie oder ein zusätzliches Absicherungsgeschäft im Sinne von Swaps, so sind die Anlagen keine perfekten Substitute.[4]

Weiterhin fordert die Zinsparität das Bestehen der Devisenmarkteffizienz. Das bedeutet, dass der Wechselkurs jederzeit alle relevanten zur Verfügung stehenden Informationen für die Kursbildung widerspiegelt. Hierbei fallen keine Transaktionskosten an, bestehen keine Handelshemmnisse und alle Marktteilnehmer müssen identische Erwartungen hinsichtlich der Wechselkursentwicklung haben.[5]

Bei flexiblen Wechselkursen muss eine zusätzliche Variable, die Unsicherheit von Wechselkursveränderungsraten ins Kalkül miteinbezogen werden, welche im Anlagezeitraum den Ertrag von Finanzinvestitionen im Ausland beeinflussen.

Die Bedingung der Zinsparität

Die Bedingung der Zinsparität liegt dann vor, wenn die Differenz zwischen dem inländischen und ausländischen Zinssatz, der Differenz zwischen dem effektiven und dem erwarteten Wechselkurs entspricht.

Daraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung: Je höher die Änderungsrate des Wechselkurses eines Landes ist, das heißt, je schneller sich die Währung des Landes abwertet, desto höher muss der nominale Zinssatz dieses Landes sein.

Das Vorliegen der Bedingung der Zinsparität hat eine Renditegleichheit von inländischen und ausländischen Kapitalanlagen zur Folge. Der Anleger ist somit bezüglich einer Anlage im Inland und einer Anlage im Ausland indifferent.[6]

Beispiel

Die so eben dargestellten Aussagen sollen nun an einem Beispiel verdeutlicht werden:

Bei gleichen Risiken der Anlagenobjekte, ist nach der Zinsparität deren Rendite dafür entscheidend, wohin das Kapital fließt. Hierbei ist die Wechselkursentwicklung zu berücksichtigen. Somit stellt sich die Frage, welche Bestimmungsgründe herrschen für die Renditen (Ertragsraten) inländischer und ausländischer Geldanlagen vor. Angenommen ein inländisches Wertpapier (in €) mit einjähriger Restlaufzeit erzielt einen Effektivzins und damit eine Ertragsrate von . Für jeden Euro, den man in das inländische Wertpapier investiert, erzielt man im folgenden Jahr (1 + 8) Euro. Um diese Ertragsrate mit der eines ausländischen Wertpapieres (in $), mit gleicher Bonität, vergleichen zu können, muss Folgendes berücksichtigt werden:

  • Der deutsche Anleger muss zunächst den Anlagebetrag durch einen Devisenkauf aufbringen. ist der nominale
Wechselkurs zwischen Euro und Dollar, das heißt man bekommt für jeden Euro Dollar.
  • Der Nominalzins auf amerikanische, einjährige Anleihen soll in diesem Beispiel durch dargestellt werden.
  • Der deutsche Anleger erhält somit am Ende des Jahres Dollar.

Jedoch muss er sich Gedanken machen über die Höhe des Wechselkurses (Devisenkassakurs) in einem Jahr, da er zu diesem Zeitpunkt den Anlagebetrag samt Zinsen in Euro umtauschen will. Kalkuliert er so, dass der nominale Wechselkurs am Ende des Jahres gleich dem Wechselkurs Anfang des Jahres ist, erhält er für jeden investierten Euro: .[7]


Zinsparität Abbildung 3.JPG

Abb. 1[8]

Ist die erwartete Wechselkursänderungsrate positiv (negativ), so geht der Anleger von einer Abwertung (Aufwertung) der inländischen und damit einer Aufwertung (Abwertung) der ausländischen Währung innerhalb des Anlagezeitraums aus, was für ihn eine zusätzliche, positive (negative) Ertragskomponente beinhalten würde.

Der Vergleich der Renditen deutscher und amerikanischer Wertpapiere zeigt, dass sowohl die Zinsunterschiede zu betrachten sind, als auch die Wechselkursänderungsraten.

In der Volkswirtschaftlehre wird zwischen gedeckter und ungedeckter Zinsparität unterschieden.

Die ungedeckte Zinsparität

Jeder gewinnorientierter Anleger ist also an den Wertpapieren interessiert, welche die höchsten Renditen einbringen und wird diese in seinem Portfolio halten.

Dies wiederum hätte zur Folge, dass deutsche und amerikanische Wertpapiere die gleiche Rendite einbringen müssten, um für den Anleger attraktiv zu sein.

Stellt man die eben aufgeführte Gleichung in Abb. 1 um, ergibt sich daraus näherungsweise:

[9]

Diese Gleichung bezeichnet man auch als ungedeckte Zinsparität.

Der Quotient gibt hierbei die prozentuale Wechselkursänderungserwartung an. Erwarten die Marktteilnehmer also beispielsweise eine zweiprozentige Abwertung der inländischen Währung über den gegebenen Anlagezeitraum, so werden sie nur dann bereit sein, in die inländische Anlage zu investieren, wenn der Inlandszins genau zwei Prozentpunkte höher liegt als der Auslandszins.

Bei der ungedeckten Zinsparität wird davon ausgegangen, dass die Marktteilnehmer die Unsicherheit des Währungsumtausches bei der Auslandsanlage selbst tragen. Sie akzeptieren somit das Wechselkursrisiko, welches ungedeckt ist. Aufgrund des Wechselkursrisikos liegt hier ein Spekulationsgeschäft zugrunde.

Gedeckte Zinsparität

Will der Anleger kein Kursrisiko eingehen, kann er gleichzeitig ein Termingeschäft abschließen.

Dieses Termingeschäft findet auf dem Devisenterminmarkt statt, welcher neben dem „eigentlichen“ Devisenmarkt (Devisenkassamarkt) existiert. Handelsgegenstand auf diesen Terminmärkten sind Finanzderivate. Bei einem solchen Termingeschäft wird bereits am Anfang des Jahres der Kurs, zu dem die Devisen in einem Jahr übergeben bzw. wieder umgetauscht werden sollen, festgelegt. Diese Art des Absicherungsgeschäfts bezeichnet man auch als Swaps.[10]

Ersetzt man nun in der Gleichung der ungedeckten Zinsparität den erwarteten Wechselkurs durch den Terminkurs, erhält man die Gleichung für die gedeckte Zinsparität.

[11]

Bei der gedeckten Zinsparität wird ein Wechselkursrisiko vermieden. Demzufolge stellt sie ein reines Arbitragegleichgewicht dar. Würde die gedeckte Zinsparität nicht gelten, so hätten die Wirtschaftssubjekte die Möglichkeit zur Währungsarbitrage, das heißt, sie könnten internationale Zinsdifferenzen zu ihrem Vorteil zur Gewinnerzielung nutzen.

Empirische Relevanz und Anwendungsmöglichkeiten der Zinsparität

In empirischen Studien hat sich herausgestellt, dass die Bedingung der gedeckten Zinsparität als erfüllt angesehen werden kann.

Gleiches gilt aber nicht uneingeschränkt für die Bedingung der ungedeckten Zinsparität.

Ineffizienzen der Devisenmärkte und nicht risikoneutrales Verhalten der Marktteilnehmer werden als Ursachen dafür gesehen, dass die Bedingung der ungedeckten Zinsparität nicht erfüllt ist.


Die Zinsparitätenbedingung wird häufig als integraler Modelbaustein moderner Wechselkurstheorien zugrunde gelegt. So basiert sowohl das monetaristische Wechselkursmodell als auch das Dornbusch Modell überschießender Wechselkurse auf der Annahme der ungedeckten Zinsparität.

Des Weiteren kann die Zinsparität auch auf empirische Wechselkursfragen angewendet werden.

Einzelnachweise

  1. Woll, Artur (2002), Wirtschaftslexikon, München, Wien: Oldenbourg Verlag
  2. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice (2006), Internationale Wirtschaft, Pearson
  3. Herrmann, Sabine; Jochem, Axel (2003), Die internationale Integration der Devisenmärkte in den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern: Spekulative Effizienz, Transaktionskosten und Wechselkursprämien, Diskussionspapier: Volkswirtschaftliches Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank
  4. Claassen (1980), Grundlagen der makroökonomischen Theorie, Verlag Vahlen
  5. Barro, Robert; Grilli, Vittorio (1996), Makroökonomie, München, Wien: Oldenbourg Verlag
  6. Blanchard, Oliver, Illing, Gerhard (2006) Makroökonomie, München, Pearson Verlag, S.531
  7. Blanchard, Oliver, Illing, Gerhard (2006) Makroökonomie, München, Pearson Verlag, S.531
  8. Blanchard, Oliver, Illing, Gerhard (2006) Makroökonomie, München, Pearson Verlag, S.531
  9. Blanchard, Oliver, Illing, Gerhard (2006) Makroökonomie, München, Pearson Verlag, S.531
  10. Baßeler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard (2002), Grundlagen und Probleme
  11. Blanchard, Oliver, Illing, Gerhard (2006) Makroökonomie, München, Pearson Verlag, S.531

Literatur

  • Barro, Robert; Grilli, Vittorio (1996), Makroökonomie: Europäische Perspektive, München, Wien: Oldenbourg Verlag.
  • Baßeler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard (2002), Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart: Schäffer – Pöschel Verlag.
  • Beck, Bernhard (2004), Volkswirtschaft Verstehen, Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich.
  • Blanchard, Olivier; Illing, Gerhard (2006), Makroökonomie, München: Pearson Verlag.
  • Cezanne, Wolfgang (2002), Allgemeine Volkswirtschaftslehre, München, Wien: Oldenbourg Verlag.
  • Claassen, Emil-Maria (1980), Grundlagen der makroökonomischen Theorie, München: Verlag Vahlen.
  • Engelkamp, Paul; Sell, Friedrich (2002), Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Berlin: Springer Verlag.
  • Heine, Michael (2000), Volkswirtschaftslehre: paradigmaorientierte Einführung in die Volkswirtschaftslehre, München, Wien; Oldenbourg Verlag.
  • Herrmann, Sabine; Jochem, Axel (2003), Die internationale Integration der Devisenmärkte in den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern: Spekulative Effizienz, Transaktionskosten und Wechselkursprämien, Diskussionspapier: Volkswirtschaftliches Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank.
  • Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice (2006), Internationale Wirtschaft, Pearson Verlag.
  • Woll, Artur (2002), Wirtschaftslexikon, München, Wien: Oldenbourg Verlag.

Weblinks

  • Spahn, Heinz-Peter, Zinsparität, Wechselkurs und Geldpolitik, www.wipol.uni-hohenheim.de/stormcms/img/paritaet1.pdf, 05.04.2008.