Wirtschaftslage Luxemburg 2008

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Groussherzogtum Lëtzebuerg

Großherzogtum Luxemburg
Grand-Duché de Luxembourg

LUX-Flag.jpg
Amtssprachen[WI 1] Luxemburgisch, Deutsch, Französisch
Hauptstadt[WI 1] Luxemburg
Staatsform[WI 1] Konstitutionell palarmentarische Monarchie
Staatsoberhaupt[WI 1] Großherzog Henri
Regierungschef[WI 1] Premierminister Jean-Claude Juncker
Fläche[bfai 1] 2.586 km²
Einwohner[bfai 1] 476.200 (Januar 2007)
Bevölkerungsdichte[bfai 1] 184 EW/km² (Januar 2007)
Währung[bfai 1] EURO (€) 1 Euro = 100 Cent
Wirtschaftslage
BIP[bfai 1] 36,6 Mrd. € (2007)
BIP/Kopf[bfai 1] 76.875 € (2007)
BNE[bfai 1] 29,0 Mrd € (2007)
BIP-Entstehung(2006)[bfai 1] Finanzdienstleistungen: 53,4%

Industrie: 9,9%
Bau: 4,3%
Sonstige: 32,4%

BIP-Verwendung(2007)[bfai 1] Privater Konsum: 45%

Staatsausgaben: 27%
Bruttoanlageinvestitionen: 28%

Inflationsrate(2007)[bfai 1] 2,7% (Prognose für 2008: 4,2%)
Arbeitslosigkeit(2007)[bfai 1] 4,7% (Prognose für 2008: 4,5%)
Durchschnittslohn(2006)[bfai 1] 4.280 €/Monat (Industrie)
LUX-Map.png


Aktuelle Wirtschaftslage und -strategie

Luxemburg ist heute einer der bedeutendsten Finanzplätze der Welt. Dienstleistungen machen den größten Teil der Exporte aus und sorgen für einen sehr hohen Leistungsbilanzüberschuss trotz kontinuierlichem Handelsbilanzdefizit. Die Wertschöpfung der gesamten Dienstleistungsbranche macht rund 80% der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Dafür sorgen u.a. auch die rund 8.000 Beschäftigten der zahlreichen EU-Organisationen, welche hier ihren Sitz haben.[BA 1]


Luxemburg hat das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf innerhalb der EU und das zweitgrößte der Welt. Dies resultiert aus der enormen Wirtschaftskraft des Dienstleistungssektors und der relativ kleinen Bevölkerung Luxemburgs. Das Wachstum des BIP wurde 2007 besonders von der internationalen Finanzkrisebeeinflusst und wird es auch noch 2008 sein, da der Anteil des Finanz- und Investmentsektors rund 30% des BIP ausmacht. Die Wachstumsraten dieser Sektoren haben sich jedoch 2007 im Vergleich zu 2006 deutlich schwächer entwickelt. Für eine gewisse Kompensation der Finanzkrise sorgte vor allem der Industriesektor, welcher seine Wertschöpfung von rund 2,5% in 2006 auf 5% in 2007 steigern konnte. So wird für 2008 ein leichter Rückgang des BIP-Wachstums auf 4,5% erwartet.[bfai 2]


Der Saldo der öffentlichen Finanzen lag 2007 bei 600 Mio. Euro, was rund 1,6% des BIP ausmachte. Für 2008 wird jedoch ein Rückgang dieses Saldos erwartet, so dass der prognostizierte Anteil am BIP in 2009 unter 1% liegt. Dies und die sehr hohe Inflationsrate 2008 lassen derzeit auf eine eher expansive Fiskalpolitikpolitik schließen. [statec 1]


Abbildung 1: Verteilung der Beschäftigten nach Branchen 2007

Aufgrund seiner sehr geringen Größe muss sich Luxemburg im internationalen Wettbewerb besonders um ausländische Arbeitnehmer und Investoren bemühen. Dies wird von Seiten des Staates durch eine attraktive Steuerpolitik gefördert. So liegen die Höchstsätze für die Körperschaftsteuer bei 29,6%, für die Einkommensteuer bei 39% und für die Mehrwertsteuer bei 15%. Diese Werte liegen deutlich unter dem Durchschnitt der Eurozone (34% / 46,2% / 18,4%).[oecd 1] Dies wirkt sich neben o.g. Gesichtspunkten auch positiv auf die inländische Nachfrage aus, da der Bevölkerung im europäischen Vergleich mehr Einkommen zur Verfügung steht.


Die Gesamtzahl der in Luxemburg beschäftigten Menschen wird 2008 bei 0,346 Mio. liegen und damit um rund 4% gegenüber 2007 wachsen. Dabei spielen Grenzgänger eine entscheidende Rolle. Ihre Anzahl wird mit rund 0,126 Mio. einen Anteil von über 40% ausmachen.[1] Die Arbeitslosenquote wird 2008 4,5% betragen und somit unter dem EU-Durchschnitt von 6,8% liegen. Jedoch entspricht dieser Wert mehr als dem Zweifachen des Rekordwertes von 2% aus dem Jahr 2000. Der hohe Anteil (ca. 75% - 80%) der Beschäftigten in Dienstleistungsberufen spiegelt den hohen Stellenwert der Dienstleistungsbranche für die Gesamtwirtschaft Luxemburgs wider.[statec 2]

Der Realitätsgehalt der Crowding-In-These

Die Crowding-In-These

Laut dem volkswirtschaftlichen AS-AD-Modell bewirkt restriktive Fiskalpolitik kurzfristig einen Nachfragerückgang und damit auch einen Rückgang des Produktionsniveaus. Gleichzeitig verringert sich der Zinssatz, wodurch die Preise für Waren und Dienstleistungen fallen. Auf Grund der geringeren Preise steigt die Investitionsnachfrage, wodurch laut Modell mittelfristig wieder das natürliche Produktionsniveau erreicht wird. Die sinkende Staatsnachfrage (G) wird also durch steigende private Nachfrage (I) ausgeglichen. Dieser „Hineinström-Effekt“ von neuen Investoren wird als crowding-in oder auch Verstärkungseffekt bezeichnet.[Blanchard 1]

Periode mit dem größten relativen Staatsausgabenrückgang (P1: 1981-1985)

Damit die Crowding-In-These überprüft werden kann, muss zunächst ein Zeitraum ermittelt werden, in dem die Staatsausgaben als Anteil vom Bruttonationaleinkommen (BNE) in Luxemburg gesenkt wurden. Die 5-Jahres-Periode, mit dem stärksten Staatsausgabenrückgang, wurde mit folgender Formel ermittelt:

Die Berechnung ermittelte die 5-Jahres-Periode 1981 bis 1985 (nachfolgend P1 genannt). Absolut gingen die Staatsausgaben jedoch nur im Jahr 1982 zurück (-802 Mio. €). Daraus lässt sich schließen, dass in den anderen Jahren von P1 die Steuereinnahmen überproportional stiegen, da Steuereinnahmen die Staatsnachfrage finanzieren.[Klump 1] Die Investitionen blieben in P1 nahezu konstant bei knapp einer Mrd € p.a.; im Verhältnis zum BNE stürzten sie dagegen von 22% auf 15%, was auf das stetig gestiegene BNE zurückzuführen ist.

Die folgende 5-Jahres Periode (P2: 1986-1990)

Abbildung 2: Senkung des Anteils der Staatsausgaben an der Verwendung des BNE in P1 und Anstieg der Investitionen in P2[1]
Abbildung 3: Entwicklung der Nachfrageaggregate als Anteil vom BNE und das BIP Wachstum von Luxemburg in P1 und P2[1]

In der auf die restriktive Fiskalpolitik folgenden 5-Jahres-Periode von 1986-1990 (nachfolgend P2 genannt) stiegen die Investitionen stark an. Während in P1 noch konstant knapp 1 Mrd. € jährlich investiert wurde, erhöhten sich die Investitionen in P2 um über 200 Mio. € pro Jahr. Somit stieg auch der Anteil der Investitionen am BNE von 15% am Ende von P1 auf 23% am Ende von P2. Der Anteil der Staatsausgaben am BNE blieb dagegen in P2 nahezu konstant auf dem Wert, den er schon am Ende von P1 ausgewiesen hatte (16,5%). Der Anteil der Konsumnachfrage am BNE fiel unbeeinflusst von der restriktiven Fiskalpolitik über beide Perioden durchschnittlich um 1,6% jährlich von 77% am Anfang von P1 auf 66% am Ende von P2.

Der Graph des BIP-Wachstums zeigt keinerlei Parallelität zu Verläufen der Nachfrageaggregate. Stattdessen schwankt er gleichmäßig um die zugehörige Trendgerade

f(x) = 4,6% + 0,8%•x.

Abgesehen von leichten Schwankungen steigt daher das BIP im Schnitt um 0,8% im Jahr. Auffällig ist hier der starke Einbruch des BIP-Wachstums im Jahr 1987, in dem alle drei Nachfrageaggregate anteilig am BNE zulegten.

Interpretation anhand des AS-AD-Modells

Laut AS-AD-Modell geht die Produktion (im Folgenden als BIP-Wachstum dargestellt) bei einer Senkung der Staatsausgaben kurzfristig zurück. Wie aus Abbildung 3 zu entnehmen ist, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1982 tatsächlich weniger stark als noch in den Jahren zuvor. Bereits ein Jahr später kehrte sich dieser Trend wieder um. Laut Modell dürfte sich die Produktion erst wieder erholen, wenn die Investitionen die Staatsnachfrage in gleicher Höhe ausgleichen. Dies geschieht, wenn durch den Produktionsrückgang und gleichzeitigem Stellenabbau die Produktionskosten fallen. Infolgedessen können die Produkte günstiger angeboten werden und die Investitionsnachfrage steigt.[Blanchard 2] Dieser Effekt stellt sich mit Beginn von P2 ein, nachdem der Anteil der Staatsausgaben am BNE in P1 fast jährlich sank. Analog zum Modell steigen die Investitionen in P2 sowohl anteilig als auch absolut deutlich.

Die Verwendung des Bruttonationaleinkommens müsste sich laut IS-Modell zu 100% auf die Nachfrageaggregate privater Konsum (C), Staatsnachfrage (G) und Investitionen (I) aufteilen. In Luxemburg ist die Summe der Anteile jedoch regelmäßig größer als 100%. Berechnet man sie als Anteil vom BIP, liegt ihre Summe in den meisten Jahren sogar unter 100%. Dies bedeutet, dass die beiden Produktionskennziffern BIP und BNE stark differieren. Der Grund dafür sind viele ausländische Investitionen in Luxemburg, die einen Kapitalabfluss ins Ausland bewirken. Da dieser Effekt jedes Jahr auftritt, übersteigt das BIP von Luxemburg das BNE im gesamten Betrachtungszeitraum.

Fazit

Die Crowding-In-These lässt sich an diesem Beispiel teilweise bestätigen. Auf eine mehrjährige Senkung der Staatsausgaben folgte ein Anstieg der Investitionen. Allerdings bezieht sich dieses Beispiel auf die Staatsausgaben und Investitionen als Anteil vom BNE. Diese Einschränkung war jedoch nötig, da die Staatsausgaben tatsächlich über den gesamten Zeitraum von 1960 bis heute absolut nie dauerhaft gesenkt wurden und die Produktion während den Perioden P1 und P2 stiegen. In der Theorie hätten sich die anteiligen Nachfrageaggregate über beide Perioden genau ausgleichen und das Produktionswachstum erst einen Einbruch und dann wieder einen Aufschwung aufweisen müssen. Dem ist aber nicht so. Die Investitionen nahmen deutlicher zu, als die Staatsausgaben abnahmen und das Produktionswachstum schwankte um die eigene Trendlinie.

Somit lässt sich festhalten, dass der Anstieg der Investitionen zwar, wie im Modell beschrieben, auf eine restriktive Fiskalpolitik folgte, aber das Produktionsniveau nicht den erwarteten Auf- und Abschwung aufwies.

Die Phillips-Kurven im Zeitablauf

Die ursprüngliche Phillips-Kurve

Abbildung 4: Die ursprünglichen Phillipskurven Luxemburgs für den Zeitraum von 1978 - 1987

Die ursprüngliche Phillips-Kurve bildet den Zusammenhang der Veränderung von Nominallöhnen bzw. Inflationsraten auf der einen und Arbeitslosenquoten auf der anderen Seite ab und zeigt dadurch deren ,,trade-off". Dieser besagt, dass ein Rückgang der Arbeitslosenquote (u) mit einem Anstieg der Inflationsrate (π) einhergeht. Abbildung 4 zeigt diesen Zusammenhang für drei aufeinanderfolgende Dekaden. Die Punkte spiegeln dabei die Werte für die Inflationsrate und die Arbeitslosenquote eines Jahres wider. Laut Modell sollte die Trendgerade fallend sein.

Die Ölkrise der Jahre 1979/80 und die Weltwirtschaftskrise hatten großen Einfluss auf Luxemburgs Wirtschaft. Die Inflationsrate stieg von 6,3% im Jahr 1980 auf 9,40% im Jahr 1982. Schließlich kam es zu einem rapiden Abfall auf -0,10% im Jahr 1987. Für die Zeitspanne von 1978 - 1987 ergibt sich entgegen der Theorie eine stark steigende Phillips-Kurve.

Die Auswirkungen der Krise in der Eisen- und Stahlindustrie aus dem Jahr 1975 auf den Arbeitsmarkt konnten durch staatliche Maßnahmen abgefangen werden. Etwa 5% der durchschnittlichen Haushaltsausgaben im Zeitraum 1975 - 1987 wurden für die Rettung der Eisen- und Stahlindustrie ausgegeben. Zeitgleich erfolgte der Aufschwung des Finanzdienstleistungssektors, die Verstärkung der wirtschaftlichen Diversifikationspolitik, sowie eine Politik der Lohnmäßigung Anfang der 80er Jahre.[statec 3] Auf Grund dieser Maßnahmen stieg die Arbeitslosenrate in diesem Zeitraum nur leicht von 1,2% im Jahr 1978 auf ein Hoch von 3,4% im Jahr 1983 und sank dann im Jahr 1987 wieder auf 2,5%. Für die wirtschaftlich turbulenten Jahre von 1978-1987 ergibt sich eine stark steigende Trendgerade. Somit kann der Phillips-Kurven-Zusammenhang in dieser Dekade nicht nachgewiesen werden.

Im Zeitraum von 1988 - 1997 ist der Phillips-Kurven-Zusammenhang sehr stark ausgeprägt. Ein Rückgang der Arbeitslosenquote geht mit einem Anstieg der Inflationsrate einher. Die Senkung der Arbeitslosenquote von 2,0% im Jahr 1988 auf 1,6% im Jahr 1991 kann unter Anderem mit dem konjunkturellem Aufschwung in Deutschland nach der Wiedervereinigung erklärt werden. Auf Grund der eher geringen Größe Luxemburgs ist das Land stark von der konjunkturellen Entwicklung seiner wichtigsten Handelspartner abhängig. Des weiteren erfolgte Ende der 80er Jahre die Ankopplung des Luxemburgischen Francs an die Deutsche Mark.[statec 4] Daraufhin stieg Luxemburgs Inflationsrate zwischen 1988 und 1993 um 2,2% auf 3,6%. Im gleichen Zeitraum stieg die Inflation in Deutschland um 3,1% auf 4,4%.[oecd 2]

Für die Jahre 1998 - 2007 ergibt sich eine moderat steigende Trendgerade. In diesen Zeitraum fällt der Auftrieb des Ölpreises seit 1999/2000, der einen Anstieg der Verbraucherpreise in allen Ländern Europas auslöste. Seit 1999 liegt Luxemburgs Inflationsrate über der seines wichtigen Handelspartners Deutschland.[oecd 3]

Vergleicht man die Veränderung der Lage der ursprünglichen Phillips-Kurve im Laufe der Zeit, so lässt sich eine Verschiebung nach rechts, und somit eine Senkung der Inflationsrate bei Erhöhung der Arbeitslosenquote diagnostizieren. Diese Beobachtung stimmt auch mit der Trendlinie für den Gesamtzeitraum 1978 - 2007 überein. Hier ergibt sich eine fallende Trendgerade , die eine leicht negative Beziehung zwischen der Arbeitslosenquote und der Inflationsrate zeigt. Allerdings zeigt das Bestimmtheitsmaß von 0,0088, dass keine nennenswerte Abhängigkeit der Inflationsrate von der Arbeitslosenquote existiert.

Die erweiterte Phillips-Kurve

Abbildung 5: Die erweiterten Phillipskurven Luxemburgs für den Zeitraum von 1978 - 1987

Die erweiterte Phillips-Kurve ist in Abbildung 5 dargestellt. Hier wird statt der Inflationsrate die Änderung der Inflationsrate abgebildet, womit Preiserwartungen auf Basis vergangener Inflationsraten mit ins Kalkül gezogen werden.

Zur ursprünglichen Phillips-Kurve ändern sich die Steigungsrichtungen der Trendgeraden kaum. In der ersten Dekade nimmt die Steigung der Trendgeraden stark ab, ist jedoch immer noch posititiv. Die Jahre 1988 - 1997 weisen eine ähnliche Trendgerade im Vergleich zur ursprünglichen Phillipskurve auf. Für diesen Zeitraum ist das Bestimmtheitsmaß sowohl bei der ursprünglichen, als auch bei der erweiterten Phillipskurve stärker ausgeprägt als in anderen Dekaden. Das zeigt, dass zumindest hier die Inflationsrate (π) eine leichte Abhängigkeit von der Arbeitslosenquote (u) hat. Ein Drittel der Streuung von π kann durch lineare Abhängigkeit von u erklärt werden. In der Dekade 1998 – 2007 errechnet sich eine leicht fallende Trendgerade.

Im Gesamtzeitraum 1978 – 2007 ergibt sich eine moderat fallende Trendgerade und somit eine leicht negative Beziehung zwischen der Arbeitslosenquote und der Veränderung der Inflationsrate.

Die natürliche Arbeitslosenquote

Abbildung 6: Vergleich der Arbeitslosenquote und der "natürlichen" Arbeitslosenquote Luxemburgs von 1976 -2009

Im Durchschnitt ergibt sich für die Jahre von 2000 - 2009 eine natürliche Arbeitslosenquote von ca. 2,95%.[oecd 4] Die tatsächliche Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum liegt jedoch bei 3,86%.[1] (Abbildung 6) Demnach sollte die Inflationsrate sinken.[Blanchard 3]

Bei der Berechnung mit Hilfe der erweiterten Phillips-Kurve ergibt sich für die Jahre ab 2000 ein Wert von etwa 5%.[1] Diese gibt daher einen recht guten Aufschluss über die natürliche Arbeitslosenquote. Tatsächlich gibt es eine etwas größere Nachfrage nach Arbeitskräften, als es dieser Wert suggeriert. Für angrenzende Regionen ist das Großherzogtum ein wichtiger Arbeitgeber. Etwa 126.000 Grenzgänger werden im Land beschäftigt.[1]

Fazit

Sowohl die ursprüngliche als auch die erweiterte Phillips-Kurve haben wenig Aussagekraft. Lediglich für den Zeitraum von 1988 bis 1997 ist der Zusammenhang beider Phillips-Kurven gut erfüllt. Über den Gesamtzeitraum bilden die Daten bei der ursprünglichen Phillips-Kurve sogar noch den "besseren" Trend ab. Inflation und Arbeitslosenquote des "kleinen" Luxemburgs werden stark von den Entwicklungen der wichtigsten Handelspartner bzw. der Weltwirtschaft bestimmt. Jedoch wirken staatliche Eingriffe auch intensiver als in anderen Ländern. Wirtschaftspolitisch sollte die Neuansiedlung wachsender Gewerbe weiter forciert werden.

Disinflations-Opfer

Entwicklung von Inflation, BIP und Arbeitslosigkeit

Häufig wird das Wirtschaftswachstum stark wachsender Volkswirtschaften durch die damit verbundenen hohen Inflationsraten ausgebremst. Beispiel dafür ist die aktuelle Entwicklung in Europa. Länder wie z.B. Deutschland überraschen in den letzten Monaten mit hohen Wachstumsraten ihres BIPs und der damit verbundene Senkung der Arbeitslosigkeit. Doch mit diesem wirtschaftlichen Aufschwung stieg auch die Inflationsrate des Landes. Das Opferverhältnis beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Inflationsrate und Arbeitslosigkeit einer Volkswirtschaft. Es gibt an, wie viel Prozentpunkte des jährlichen BIP "geopfert" werden müssen, um die Inflation um einen Prozentpunkt zu reduzieren. Aus der Phillips-Kurve resultiert, dass bei Disinflation die Arbeitslosenquote eines Landes zunimmt. Durch eine restriktive Geldpolitik kann ein Staat seine Inflationsrate senken. Laut Aussage der Philips-Kurve müsste es jedoch dann einen Anstieg an Arbeitslosigkeit hinnehmen.

Ein Land befindet sich in einer Phase der Disinflation, wenn sich seine Inflationsrate rückläufig entwickelt. Den stärksten Inflationsrückgang musste Luxemburg im Zeitraum von 1982 - 1988 hinnehmen. Wie Abbildung 7 zeigt, sank die Inflationsrate innerhalb von 4 Jahren um ca. 9%, auf 0%. Tiefpunkt dieser Entwicklung war 1987 mit einer negativen Inflationsrate. 1988 stieg die Inflation wieder leicht an.

Abbildung 7: Entwicklung der Inflationsrate Luxemburgs

Ursache für die hohe Inflation zu Beginn der 80er Jahre könnte der Angebotsschock gewesen sein, welcher durch den hohen Ölpreis verursacht wurde (Ölpreisschock). In den folgenden Jahren sank der Ölpreis wieder von ca. 35$ pro Barrel auf unter 20$ pro Barrel. Des Weiteren versuchte Luxemburg durch eine restriktive Geldpolitik die Inflationsrate zu senken. 1981 bis 1985 war die Periode mit dem stärksten Rückgang der Staatsausgaben. Erst 1986 stiegen die Investitionen wieder spürbar an. Diese Entwicklung führte dazu, dass die Inflationsrate Luxemburgs im Laufe der 80er Jahre stetig sank.


Berechnung des Opferverhältnisses für die Jahre 1982 - 1988
Angaben in% 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988
Wachstum des BIP 1,13 2,99 6,19 2,79 9,98 3,95 8,46
Arbeitslosenquote 1,35 1,62 1,75 1,68 1,47 1,68 1,55
natürliche Arbeitslosigkeit 1,05 1,20 1,29 1,36 1,40 1,44 1,45
Inflationsrate 9,35 8,67 6,44 4,09 0,29 -0,06 1,43
kumulierte Arbeitslosigkeit[ANM 1] 0,15 0,25 0,30 0,35 0,39 0,4
kumulierte Disinflation[ANM 2] 0,69 2,92 5,26 9,06 9,41 7,92
Opferverhältnis 0,22 0,08 0,05 0,04 0,04 0,05

Tabelle 1 Quelle: Berechnungen von Stefan Schwarzer, Datenquelle: OECD[oecd 5]


Wie Tabelle 1 zeigt, liegt das Opferverhältnis Luxemburgs im Zeitraum von 1982 - 1988 nahe 0%. Nimmt es im Jahr 1982 noch einen Wert von 0,22% an, fällt es im darauf folgenden Jahr auf 0,08%. Auf diesem niedrigen Niveau verweilt es in den folgenden Jahren. Dies bedeutet, dass ein Rückgang der Inflation im Jahr 1982 um 1% zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit von ca. 0,22% führte. In den folgenden Jahren hat die Disinflation nahezu keine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, so dass das Opferverhältnis fast bei Null liegt.

Abbildung 8: Entwicklung der Arbeitslosigkeit Luxemburgs

Abbildung 8 zeigt zwar einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Betrachtungszeitraum, dieser ist jedoch sehr gering. So lag die Arbeitslosigkeit 1982 bei ca. 1.3%. Höhepunkt der Entwicklung war 1984 mit 1.7%, ehe sich die Arbeitslosigkeit in den folgenden Jahren bei 1.5% einpendelt.

Lucas Kritik

Mit der Lucas Kritik kann begründet werden, dass es trotz Senkung der Inflation nicht zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kam. Lucas kritisierte, dass bei der Betrachtung von makroökonomischen Modellen, welche Erfahrungen aus der Vergangenheit in Bezug auf wirtschaftspolitische Maßnahmen abbilden, die Reaktion und das Lernverhalten einzelner Personen außer Acht gelassen werden. In Luxemburg ist z.B. seit 1975 die Entwicklung der Löhne an die Inflationsrate gekoppelt.[EF 1] Dies bedeutet, dass die Löhne mit der Inflation steigen. Somit werden die negativen Effekte der Inflation, wie z.B. Senkung der Kaufkraft und der damit evtl. verbundene Rückgang des Wirtschaftswachstums, stark abgeschwächt. Somit haben selbst hohe Inflationsraten, wie Anfang der 80er Jahre, nur eine geringe Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum bzw. die Arbeitslosigkeit Luxemburgs. Dies beweist die Kritik von Lucas, denn Luxemburg hatte aus den Folgen des ersten Ölpreisschocks gelernt und machte seine Wirtschaft durch die Kopplung der Lohnentwicklung an die Inflation unabhängiger von selbiger. Dies erklärt, dass das BIP Luxemburgs trotz hoher Inflation im Zeitraum von 1982 - 1988 für europäische Verhältnisse trotzdem stark angestiegen ist. Somit wurde die Kritik von Lucas bestätigt, denn Luxemburg lernte aus der hohen Inflation des ersten Ölpreisschocks.

Kritik von Taylor und Fischer

Im Gegensatz zu Lucas beziehen Stanley Fischer und John Taylor ihre Kritik speziell auf den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Disinflation. So könnten z.B. vorhandene Tarifverträge Entlassungen zugunsten einer Disinflation verhindern. Das Modell von Taylor und Fischer zeigt, dass bei zeitlicher Staffelung von Arbeitsverträgen (Tarifverträge) eine Disinflationspolitik langsam durchgeführt werden muss, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Die Zentralbank sollte demzufolge die Inflationsrate langsam absenken. Dadurch können Unternehmen die Anzahl ihrer Mitarbeiter an die Inflation anpassen, da mögliche vorhandene Tarifverträge Entlassungen verhindern. Auch diese Kritik ist dadurch bestätigt wurden, dass trotz Disinflation die Arbeitslosenzahlen Luxemburgs kaum angestiegen sind. Ein weiterer Beweis für die Richtigkeit dieser Kritik ist, dass das Opferverhältnis Luxemburgs von 1982 - 1988 sehr gering ist. Dies bedeutet, dass bei Rückgang der Inflation die Arbeitslosigkeit nur minimal steigt.

Glaubwürdigkeit der Geldpolitik

Insgesamt gesehen war die Inflationsbekämpfung in Luxemburg im Zeitraum von 1982 - 1988 sehr erfolgreich. Entgegen der Aussagen der Phillips-Kurve blieb Luxemburgs Arbeitslosenquote trotz drastischer Disinflation konstant. Auch das Wirtschaftswachstum erreichte zum Ende des Betrachtungszeitraumes ein hohes Niveau. Dies beweist, dass die restriktive Geldpolitik Luxemburgs Anfang der 80er Jahre der richtige Weg weg von der hohen Inflationsrate war und dass die Geldpolitik in diesem Zeitraum nicht an Glaubwürdigkeit verloren hat.

Lohnstückkosten und realer multilateraler Wechselkurs

Sowohl die Lohnstückkosten als auch der reale multilaterale Wechselkurs sind Indikatoren für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Beide werden nachfolgend zur Analyse der Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs herangezogen.

Lohnstückkosten

Abbildung 9: Vergleich der Lohnstückkosten ausgewählter Länder

Die Lohnstückkosten (Eng.: unit labour costs =ULC) dienen zur Analyse der Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Sie beschreiben die Lohnkosten je Produkteinheit und berechnen sich aus dem Verhältnis Arbeitnehmerentgelt (incl. Lohnnebenkosten) zum Bruttoinlandsprodukt.[BD 1] Ein Land mit hohen Lohnkosten und niedriger Produktivität ist demnach nicht so wettbewerbsfähig wie eine Volkswirtschaft mit entsprechend höherer Produktivität bzw. niedrigeren Lohnkosten. Betrachtet werden folgend die Lohnstückkosten Luxemburgs und dessen wichtigster Handelspartner.

Betrachtet man die ULC im Zeitverlauf, so fällt auf, dass Luxemburg, Belgien und Frankreich relativ gleich wettbewerbsfähig untereinander sind. Gegenüber Deutschland sind die drei oben genannten Länder aber benachteiligt, was entweder an höheren Lohnkosten in Frankreich, Belgien und Luxemburg liegen kann oder an einer niedrigeren Produktivität der Länder. Vergleicht man die Lohnkosten der ausgewählten Länder miteinander, entdeckt man, dass in Deutschland die Lohnkosten im europäischen Vergleich in den letzten Jahren weniger gestiegen sind, hingegen die Produktivität über der der anderen Länder lag.[HB 1] Demnach ist Luxemburg auf Grund höherer Lohnstückkosten und niedrigerer Produktivität weniger wettbewerbsfähig als Deutschland.

realer multilateraler Wechselkurs

Abbildung 10: Vergleich von realem multilateralen Wechselkurs und Lohnstückkosten Luxemburgs

Ebenso wie die Lohnstückkosten, kann auch der reale multilaterale Wechselkurs als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit herangezogen werden. Der reale Außenwert (Synonym: realer multilateraler Wechselkurs) beschreibt dabei den durchschnittlichen Preis der Luxemburgischen Güter relativ zu dem durchschnittlichen Preis der Güter der wichtigsten Handelspartner, die im Falle Luxemburgs u.a. Deutschland, Frankreich und Belgien heißen. Dabei sollten die Wechselkurse gemäß des Anteils der Länder am Außenhandel Luxemburgs gewichtet werden.[Blanchard 4] Betrachtet man den mengennotierten, realen multilateralen Wechselkurses Luxemburgs im Zeitverlauf von 1995 - 2007 (Abbildung 10), zeigt sich eine konstante Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den wichtigsten Handelspartnern. Lediglich ein leichter Anstieg seit 2000 lässt sich abzeichnen. Wie wettbewerbsfähig Luxemburg gegenüber dessen Handelspartnern ist, lässt sich aus dieser Grafik nicht ablesen. Dazu müssten die einzelnen Außenwerte anderer Länder verglichen werden. Die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich wurde bereits mit Lohnstückkosten verglichen und ist somit hinreichend beschrieben.

Zusammenhang zwischen ULC und REER

Abbildung 11: Korrelation des realen multilateralen Wechselkurses zu Lohnstückkosten Luxemburgs

Da sich die Lohnstückkosten auf die Preise der Güter auswirken und die Preise der Güter Luxemburgs relativ zu den Güterpreisen der Handelspartner den realen Außenwert bestimmen, müsste zwischen beiden Größen ein Zusammenhang bestehen. Dieser Zusammenhang wird durch die Korrelation beider Werte ermittelt. Im Zeitverlauf seit 1995 zeigte sich eine sehr geringe Abhängigkeit der Werte zueinander, betrachtet am Korrelationskoeffizienten von 0,14. Im jüngeren Zeitverlauf lässt sich ein Zusammenhang der Werte abbilden und diese korrelieren bei Werten um die 0,85 sehr stark. Ebenso zeigt sich der positive Zusammenhang beider Werte anhand der Trendlinie über den Zeitverlauf, wie sie in Abbildung 11 zu beobachten ist. Auch hier wurde in der jüngeren Vergangenheit ein höherer statistischer Zusammenhang festgestellt.

Fazit

Betrachtet man beide Größen, den realen multilateralen Wechselkurs und die Lohnstückkosten, so zeigt sich im Zeitverlauf der letzten 13 Jahre eine stabile wirtschaftliche Lage ab. Im Vergleich mit den wichtigsten Handelspartnern bleibt das doch relativ kleine Land Luxemburg nicht zurück und kann mit den größeren Volkswirtschaften, wie Frankreich oder Deutschland, mithalten. Nicht zuletzt liegt dies an einer zukunftsorientierten Politik, die Luxemburg verfolgt oder daran, dass durch eine Kopplung der Löhne an die Inflationsrate die Kaufkraft der Einwohner Luxemburgs nicht zurückgeht, wenn es zu einer Teuerung der Preise kommt. Im Moment sprechen keine der in diesem Abschnitt untersuchten Indikatoren dafür, dass sie die Lage Luxemburgs in den folgenden Jahren drastisch ändern wird, ob positiv oder negativ. Letztendlich hängt dies aber auch von den größeren Volkswirtschaften ab, die durchaus einen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage und Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs haben können.

Restriktive Fiskalpolitik bei offenen Güter- und Finanzmärkten

Abbildung 12: Wirkung der Staatsausgaben auf die Gesamtnachfrage

Wie im Kapitel 2.2 bereits beschrieben, versteht man unter einer restriktiven Fiskalpolitik eine Reduzierung des Verhältnisses aus Staatseinnahmen und –ausgaben gegenüber einer Vorperiode.[Klump 2] Im Falle Luxemburgs hat sich das Verhältnis der Staatsausgaben gegenüber dem Bruttonationaleinkommen zw. 1981 -1985 am stärksten verringert, so dass im Weiteren die Periode 1981 - 1985 (P1) betrachtet wird.

Generelle Auswirkungen auf Güter- und Finanzmärkte

Bei kurzfristiger Betrachtung müsste sowohl das Produktionsniveau als auch das Preisniveau aufgrund der gesunkenen Staatsausgaben sinken. Das liegt an der Tatsache, dass die Staatsausgaben ein Teil der Gesamtnachfrage ausmachen. Der Zusammenhang zwischen niedrigeren Preisniveau und niedrigerer Produktion besteht dabei darin, dass es durch den Rückgang der Produktion zu einer höheren Arbeitslosigkeit kommt, was sich aufgrund der geschwächten Verhandlungsposition der Arbeitnehmer negativ auf das Lohnniveau auswirkt und somit die Nominallöhne sinken lässt. Die gesunkenen Löhne führen im Weiteren zu niedrigeren Produktionskosten, welche das Preisniveau sinken lassen.[Blanchard 5]

Mittelfristig müsste die Produktion jedoch wieder auf ihr normales Niveau ansteigen, da aufgrund der Preisniveausenkung und der damit verbundenen Zinssenkungen die gesunkene Staatsnachfrage durch die gestiegene Investitionsnachfrage der privaten Haushalte kompensiert wird.

Da sich das Geldangebot kurzfristig nicht ändert, die Geldnachfrage aber aufgrund der gesunkenen Preise zurückgeht, sinkt das Zinsniveau. Mittelfristig steigt durch die Rückkehr auf das ursprüngliche Produktionsniveau das Geldangebot, d.h. zu jedem Zins wird mehr Geld angeboten, was das Zinsniveau weiter sinken lässt.[Blanchard 6]

Auswirkungen auf die Handelsbilanz

Die Handelsbilanz ist ein Unterkonto der Leistungsbilanz und saldiert sämtliche Güterexporte und – importe. Übersteigen die Exporte die Importe, so spricht man von einem Handelsbilanzüberschuss, umgekehrter Weise von einem Handelsbilanzdefizit.

Ein Sinken der Gesamtnachfrage in der kurzen Frist müsste zu einer Senkung der Importe und somit einer Verbesserung der Handelsbilanz führen. Tatsächlich sind die Importe in den Jahren 1981 und 1982 mit durchschnittlich nur 3,6% Wachstum geringer gestiegen als in den Vorjahren. Dies ist vor allem mit dem hohen Importanteil am BIP von rund 58% zu erklären.[ANM 4]

Durch das Sinken des Preisniveaus in kurzer und mittlerer Frist müssten sich die Exporte steigern. Dies liegt daran, dass durch die niedrigeren inländischen Preise, Exporte aus Sicht des Auslands billiger werden.[Blanchard 7] Tatsächlich steigen die Exporte in P1 um rund 74%.

Auswirkungen auf die Leistungsbilanz

Abbildung 13: Ausgewählte Elemente der Zahlungsbilanz Luxemburgs

Die Leistungsbilanz ist Teil der Zahlungsbilanz und enthält als ihre zwei wesentlichen Teile die Dienstleistungs- und Handelsbilanz. Im Falle Luxemburgs ist dabei zu beachten, dass die Dienstleistungsbilanz für Überschüsse und die Handelsbilanz für Defizite sorgt. Damit lässt sich Luxemburg als Dienstleistungsland charakterisieren.

Kurzfristig müssten sich wie bereits oben geschildert, die Handelsbilanz und somit auch die Leistungsbilanz verbessern, da vor allem die Importnachfrage zurückgeht.

Tatsächlich kann eine Verschlechterung um - 6,6% beobachtet werden. Dies erklärt sich durch Verschlechterungen der Handelsbilanz um 27,4% und der Dienstleistungsbilanz um 7,2% aufgrund des kurzfristigen Rückgangs des Produktionsniveaus. In P1 ist mittelfristig jedoch einen Anstieg des Leistungsbilanzsaldos von 143% zu beobachten.[ANM 5]

Auswirkungen auf die Kapitalbilanz

Die Kapitalbilanz betrachtet Kapitalimporte und –exporte, d.h. die Veränderung des Verhältnisses zw. Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland, welche zwangsläufig mit jeder Güter- oder Dienstleistungstransaktion einhergehen. Demzufolge müsste sie sich entgegen dem Trend der Leistungsbilanz entwickeln. Da Luxemburg aufgrund seiner enormen Überschüsse im Bereich der Dienstleistungsbilanz ein Kapitalexporteur ist, bedeutet dies kurzfristig eine positive Entwicklung der Kapitalbilanz in Richtung Null. Mittelfristig müsste sie sich jedoch wieder verschlechtern, da nun, insbesondere durch das gesunkene Zinsniveau, Kapitalexporte aus Luxemburg für den Rest der Welt günstiger geworden ist. Für luxemburgische Kapitalanleger sind nun ausländische Kapitalanlagen attraktiver, da es im Verhältnis höhere Zinsen gibt.

Tatsächlich steht dem kurzfristigen Rückgang der Leistungsbilanz eine geringe Verbesserung der Kapitalbilanz gegenüber.[ANM 6] Mittelfristig entwickelt sich die Kapitalbilanz jedoch wie erwartet entgegen der Leistungsbilanz mit negativem Trend. [Klump 3]

Theorie eines mittelfristigen Crowding-In

Anhand dieser drei Elemente der Zahlungsbilanz lassen sich die Auswirkungen eines mittelfristiger Crowding-in beobachten. Damit bestätigen ihre Entwicklungen die Theorie eines mittelfristigen Crowding-in in P1. Jedoch werden in der weiteren Betrachtung auch die Probleme hinsichtlich der Preisniveauregulierung durch restriktive Fiskalpolitik in offenen Volkswirtschaften sichtbar.

So steigt in der offenen Volkswirtschaft aufgrund der niedrigeren Preise die Nachfrage des Auslands (Güterexporte in P1 + 73,5% / Dienstleistungsexporte + 49,3%). Diese hat jedoch zur Folge, dass sich das Preisniveau wieder erhöht und sich somit gegen den gewollten Trend entwickelt. Dieser Effekt wurde im Falle Luxemburgs noch durch eine kurzfristige Verbilligung der Luxemburgischen Franken um ca. 9% verstärkt, da dies inländische Güter und Dienstleistungen aus Sicht des Auslands noch weiter verbilligte.[1]

Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

Betrachtet man die ökonomische Situation in den letzten Jahren, so wird klar, dass sich Luxemburg auf dem Finanzdienstleistungssektor etabliert hat. Trotz der starken Abhängigkeit der Gesamtwirtschaft Luxemburgs vom Investitions- und Finanzsektor (Anteil am BIP: 53,4%), wurde die Wirtschaft Luxemburgs nicht so stark von der US-Finanzkrise gebeutelt, wie man hätte vermuten können. Dies liegt nicht zuletzt an einem verstärkten Wachstum in den Sektoren Industrie, Handel, Transport und Kommunikation.[bfai 5]

Wirtschaftswachstum

Durch die Finanzkrise wird das Wirtschaftswachstum leicht gehemmt. 2008 wird eine Steigerung des BIP von 4,5% und 2009 wieder eine von 5,0% erwartet, was weit über dem EU Durchschnitt liegt, der 2008 mit 2,0% Steigerung und 2009 mit 1,8% Zuwachs beziffert wird.[bfai 6] In den folgenden Jahren soll der Anteil des Finanzsektors am Bruttoinlandsprodukt gesenkt werden. Dies soll mit dem Ausbau der Logistikbranche sowie der Gesundheitstechnologie und der Förderung forschungsintensiver Unternehmen realisiert werden, um die Abhängigkeit der Gesamtwirtschaft vom Finanzsektor zu verringern und das Risiko mehr zu streuen.[ECO 1]

Inflation

Auf Grund steigender Energiekosten rechnet man 2008 mit einer Inflationsrate von 4,2%. Dies wäre der höchste Wert seit 1985 in Luxemburg.[oecd 6] Preissteigerungen werden sich nicht so drastisch auf das Konsumverhalten der Haushalte in Luxemburg auswirken, da die Lohnentwicklung an das Preisniveau gekoppelt ist.[bfai 7] Für 2009 wird eine Inflationsrate von 2,5% prognostiziert. Bei weiter steigenden Energiepreisen muss allerdings mit einer Korrektur nach oben gerechnet werden. Die Preise werden weiterhin stark von denen auf dem Weltmarkt abhängen. Jedoch hat Luxemburg durch niedrige Steuern Vorteile in diesem Bereich.

Arbeitslosigkeit

Durch die Umstrukturierung der luxemburgischen Wirtschaft seit 1975, dem starken Finanzsektor und der derzeitigen Ansiedlung des High-Tech-Sektors, sowie dem Ausbau der landeseigenen Forschung, ergibt sich für Luxemburg eine hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften und somit weiterhin eine im Vergleich zu anderen EU-Ländern komfortable Situation auf dem Arbeitsmarkt. Für Luxemburg wird in den kommenden zwei Jahren eine Arbeitslosenquote von 4,5% prognostiziert, was einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen in Bezug auf 2007 bedeuten würde. Im EU-Durchschnitt (Arbeitslosenquote von 6,8% für 2008/2009) ist dies ein durchaus positiver Wert, für Luxemburg selbst erscheint dieser Wert jedoch relativ hoch, lag er doch in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt bei ca. 3,5%.[1]

Fazit

Ein in kommenden Jahren stabiler Arbeitsmarkt sowie ein, im Vergleich zur EU, überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum stehen einer relativ hohen, prognostizierten Inflation gegenüber. Auschlaggebend für die weitere Entwicklung Luxemburgs werden aber sowohl die Umsetzbarkeit der Ziele von Wirtschaftsminister Jeannot Krecké als auch die Auswirkung der konjunkturellen Entwicklung der EU sein. Auch weitere Folgen der US-Finanzkrise können sich noch auf die wirtschaftliche Lage Luxemburgs auswirken. Betrachtet man abschließend die gesamtwirtschaftliche Lage Luxemburgs, so ergibt sich ein durchaus positives Bild für die Zukunft. Luxemburg zählt weiterhin zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt.

Einzelnachweise

Literaturquellen

Blanchard, Olivier; Illing, Gerhard: Makroökonomie. 4. Auflage. Pearson Studium: München, 2006.

  1. S. 223ff
  2. S. 223
  3. S. 238 ff
  4. S.522
  5. S.223 - 226
  6. S.224
  7. S.546 - 552

Brümmerhoff, Dieter: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. 7. Auflage. Oldenbourg: München, Wien, 2002.

  1. S.201

Klump, Rainer: Wirtschaftspolitik - Instrumente, Ziele und Institutionen. 1. Auflage. Pearson Studium: München, 2006.

  1. S. 150
  2. S. 150
  3. S.166 - 168

Internetquellen

AMECO - Annual macro-economic database of the European Commission's Directorate General for Economic and Financial Affairs

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 AMECO Datenbank abgerufen am 27.05.2008

BA - Bundesagentur für Arbeit

  1. Mobil in Europa – Luxemburg, S.3, 28.05.2008, 10:37

bfai - Bundesagentur für Außenwirtschaft

Böckler - Hans Böckler Stiftung

Eurofound - European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions

Ministère de l'Economie et du Commerce extérieur - Ministerium für Außenhandel Luxemburg

OECD - Organisation for Economic Co-operation and Development

  1. Factbook 2008 - Economic Environmental and Social Statistics, 28.05.2008, 09:11
  2. Datenbank der OECD, 27.05.2008, 17:32
  3. Datenbank der OECD, 27.05.2008, 15:17
  4. Datenbank der OECD, 27.05.2008, 13:12
  5. Datenbank der OECD, 15.05.2008, 19:17
  6. OECD Economic Outlook, 01.06.08, 14:08

STATEC - National statistical institute of Luxembourg

Wikipedia - Die freie Enzyklopädie

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Artikel Luxemburg, 28.05.2008, 09:16

Anmerkungen und Kommentare

  1. Die kumulierte Arbeitslosigkeit berechnet sich aus der Summe der Jahresprozentpunkte an Überschussarbeitslosigkeit seit 1982.
  2. Die kumulierte Disinflation ist die Differenz zwischen der Inflationsrate des jeweiligen Jahres und der Inflation von 1982.
  3. Aufgrund fehlender Daten ist die Kapitalbilanz als negative Leistungsbilanz dargestellt
  4. Eigene Berechnung auf Basis von AMECO Daten - siehe Wirtschaftsdaten Luxemburg 1980 - 1990
  5. Eigene Berechnung auf Basis von AMECO Daten - siehe Wirtschaftsdaten Luxemburg 1980 - 1990
  6. In der Realität lassen sich Verrechnungsdifferenzen zw. Leistungs- und Kapitalbilanz vorallem mit nichterfassten Güter- und Kapitaltransfers erklären


Literaturverzeichnis

  • Blanchard,Olivier; Illing, Gerhard: Makroökonomie. 4. Auflage. Pearson Studium: München, 2006.
  • Brümmerhoff, Dieter: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. 7. Auflage. Oldenburg: München, Wien, 2002.
  • Klump, Rainer: Wirtschaftspolitik - Instrumente, Ziele und Institutionen. 1. Auflage. Pearson Studium: München, 2006.
  • Krugman, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik der Außenwirtschaft. 7. Auflage. Pearson Studium: München, 2006.

Zeichen

Aufgabe Zeichen (mit Leerzeichen) Zeichen (exkl. Zeichen für Tabellen) Zeichen (exkl. Zeichen für Tabellen, Weblinks, Literaturangaben)
Aufgabe 1 6.084 6.064 5.834
Aufgabe 2 7.808 7.808 6.794
Aufgabe 3 9.969 6.434 6.164
Aufgabe 4 5.325 5.325 4.995
Aufgabe 5 11.234 6.650 6.362
gesamt 54.699 42.880 36.052