Lohnquote

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Die Lohnquote ist definiert als das Verhältnis von Einkommen aus unselbständiger Arbeit (Arbeitnehmerentgelt) zum Volkseinkommen und ist ein wichtiger Indikator für die funktionelle Einkommensverteilung.

Hierbei unterscheidet man die Bruttolohnquote, bei der das Einkommen vor Abzug der Steuern und Sozialabgaben betrachtet wird, von der Nettolohnquote, bei der das Einkommen nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben zugrunde liegt.


Formeln

Gesamtwirtschaftliche Lohnquote:


Die gesamtwirtschaftliche Lohnquote besitzt jedoch nur eine begrenzte Aussagekraft. Sie wird einerseits durch die Veränderung der Beschäftigungsstruktur beeinflusst. Diese sind beispielsweise Gastarbeiterwanderungen, eine steigende Erwerbstätigkeit von Frauen und der Rückgang der Vollerwerbslandwirte. Andererseits erhalten die Arbeitnehmer neben Löhnen und Gehältern auch Einkommen aus Kapitalanlagen (z.B. Zinsen, Dividenden und Mieten), was dazu führt, dass die Grenzen zwischen Arbeitnehmer- und Kapitaleinkommen zusehens verwischen und die Querverteilung stetig zunimmt. Um diesen Problemen vorzubeugen wurde eine verbesserte Lohnquote eintwickelt, diese heißt:[1]

Bereinigte Lohnquote:


   Arbeitnehmerentgelt im Berichtsjahr
   -----------------------------------------  x  Anzahl der Arbeitnehmer im Basisjahr
   Anzahl der Arbeitnehmer im Berichtsjahr
=  -------------------------------------------------------------------------------------
   Volkseinkommen im Berichtsjahr
   -----------------------------------------  x  Anzahl der Erwerbstätigen im Basisjahr
   Anzahl der Erwerbstätigen im Berichtsjahr
    

Das Berichtsjahr ist das Jahr, für welches die Lohnquote berechnet werden soll, das Basisjahr ist ein bestimmtes ausgewähltes Jahr, dessen Erwerbstätigenstruktur konstant gehalten werden soll. Den Formeln ist zu entnehmen, dass im Basisjahr die gesamtwirtschaftliche und die bereinigte Lohnquote gleich groß sind.

Ein Nachteil dieser Bereinigung der Lohnquote ist, dass das Niveau davon abhängt, welches Basisjahr man zugrunde legt, da ja die bereinigte Lohnquote für das Basisjahr den gleichen Wert hat wie die Unbereinigte. Diesen Nachteil kann man vermeiden, indem man eine andere Bereinigung vornimmt. Für die Differenz zwischen Anzahl der Erwerbstätigen und Anzahl der Arbeitnehmer, das sind die Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen, wird unterstellt, dass sie einen kalkulatorischen Unternehmerlohn in Höhe des durchschnittlichen Arbeitnehmerentgeltes der Arbeitnehmer erhalten. Die Lohnquote wird dadurch höher, weil jetzt die kalkulatorischen Unternehmerlöhne zum Arbeitnehmerentgelt hinzugezählt werden.

Entwicklung der Lohnquote in Deutschland und International

Entwicklung der der gesamtwirtschaftlichen Lohnquote in Deutschland von 1950 bis 2005

Die gesamtwirtschaftliche Lohnquote unterliegt einer Vielzahl von Einflüssen. Zu den wichtigsten zählen die gewerkschaftliche Lohnpolitik, die Preisentwicklung und konjunkturell bedingte Schwankungen.[2]Bei näherer Betrachtung ist auffällig, dass seit den 50er- Jahren ein stetiger Ansteig zu verzeichnen ist. Diese Entwicklung wird vor allem durch den Wandel von der Landwirtschafts- zur Industriegesellschaft hervorgerufen. Besonders in der Nachkriegswirtschaft war das Bild von vielen kleinen selbstständigen Existenzen geprägt, die zum Anstieg der Lohnquote führten.[3]

1982 erreichte die Kurve bei 77% ihren vorläufigen Höhepunkt. Erst im weiteren Verlauf der 80er- Jahren ist ein fallender Trend der Quote, trotz wachsender Beschäftigungszahlen, zu beobachten. Als Gründe hierfür sieht man vor allem die steigende Arbeitslosigkeit und die Arbeitszeitverkürzung. Weiterhin ist im Zuge der Wiedervereinigung ein sprunghafter Anstieg der Lohnquote zu beobachten, welcher dadurch zu erklären ist, dass in Ostdeutschland die Arbeitsproduktivität niedriger war als die Löhne.

Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lohnquote von 2000-2007

Trotzdem ging bis zum Jahr 2000 der Anteil auf 72,2% zurück. Der große Einbruch erfolgte aber erst in den letzten 7 Jahren, als der Wert, im Jahr 2007 bis auf 64,6%, sank. Laut anerkannten Wirtschaftexperten wird sich diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzen, da der produzierte Reichtum an den Arbeitnehmern vorbeifließen wird.[4]

Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lohnquote in der USA,Japan Und Deutschland

Für die USA, ein Industriestaat mit weiter zurückreichenden statistischen Zeitreihen, gibt der IWF die Entwicklung der Lohnquote als Anteil der Arbeitsentgelte der Arbeitnehmer an der Wertschöpfung insgesamt seit 1930 an.[5] Demnach lag diese nicht um Änderungen des Anteils der Arbeitnehmer an den Erwerbstätigen insgesamt bereinigte Lohnquote in den 30er Jahren zwischen 50 % und 53 %, bis Mitte der 70er Jahre erreichte sie etwa 60 %. 2005 lag die Lohnquote bei 57 %.

Der langfristige Anstieg der Lohnquote zwischen den 30er Jahren und den 70er Jahren spiegelt wider, dass im Zuge des Konzentrationsprozesses des Kapitals längerfristig der Anteil der Arbeitnehmer an den Erwerbstätigen insgesamt in Industrieländern abgenommen hat.

Kritik an der Lohnquote

Die Lohnquote wird häufig als Indikator für eine sozial gerechte Verteilung des Volkseinkommens angesehen; man setzt eine sinkende Lohnquote mit steigender sozialer Ungerechtigkeit gleich. Dies ist jedoch kritisierbar, da Lohnempfang zwar nicht statistisch unabhängig von sonstigen Einkünften ist, aber andererseits nicht notwendig zugleich Armut bedeutet oder umgekehrt. Die Trennung zwischen Lohnempfängern und Personen mit Kapitaleinkünften ist demzufolge nicht strikt.

Als Fazit kann gesagt werden: Eine sinkende Lohnquote allein beweist zwar noch nicht, dass die Ungleichverteilung des Volkseinkommens zunimmt, sie legt diesen Schluss aber eher nahe.

  • Die Lohnquote selbst sagt nichts aus über:
    • die Verteilung der Lohnzahlungen innerhalb der Empfängergruppe
    • die jeweilige Anzahl an Personen, die zur Gruppe der Lohnempfänger gehört

Wer berechnet die Lohnquote?

Die Lohnquote wird von der Deutschen Bundesbank laufend berechnet und in ihrem Statistischen Beiheft Nr. 4 zum Monatsbericht monatlich publiziert.

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht Daten zum Arbeitnehmerentgelt und zum Volkseinkommen, woraus die unbereinigte Lohnquote ermittelt werden kann. Für Bereinigungen sind darüber hinaus die Zahlen für die Arbeitnehmer und die Erwerbstätigen erforderlich.

Im internationalen Vergleich werden Lohnquoten zum Beispiel in der Ameco-Datenbank der Dienststellen der EU-Kommission veröffentlicht.

Quelle

Literatur

  • Michael Grömling: Determinanten der Lohnquote im internationalen Vergleich. Sozialer Fortschritt Jg. 53,Heft 2.; 2004,
  • Claus Schäfer: Die Lohnquote - ein ambivalenter Indikator für soziale Gerechtigkeit und ökonomische Effizienz. Sozialer Fortschritt Jg. 53, 2004, Heft 2.
  • Thomas Weiß: Die Lohnquote nach dem Jahrtausendwechsel. Sozialer Fortschritt Jg. 53,Heft 2. 2004,
  • Alfred Stobbe: Volkswirtschaftliches Rechnungswesen, Auflage 7 und 8, Springer Verlag Heidelberg Berlin New York, 1989 & 1994
  • Franz Hasslinger: Volkswirschaftliche Gesamtrechnung, Auflage 6, Oldenburg Verlag, 1992
  • Dieter Brümmelhoff& Heinrich Lützel: Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, Auflage 1, Oldenburg Verlag, 1994
  • Franz Vahlen: Molitor Lohn und Arbeitspolitik, , Auflage 1, Verlag Vahlen, 1988
  • Deutsche Bundesbank: Saisonberichtigte Wirtschaftszahlen für Monat .... - Statistisches Beiheft zum Monatsbericht

Weblinks

Wikipedia

Einzelnachweise

Siehe auch

en:Wage share