Lohn-Preis-Spirale

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Fertig.gif Dieser Artikel wurde durch den Review-Prozess vervollständigt und korrigiert. Der Bearbeiter hat den Artikel zur Bewertung eingereicht. --Doreen Seifferth 11:37 Uhr, 30. April 2008

Als Lohn-Preis-Spirale wird ein Prozess bezeichnet, bei dem sich eine Veränderung der Preise auf die Löhne auswirkt, wodurch wiederum eine Veränderung der Preise hervorgerufen wird.[1]


Historischer Zusammenhang

Der britische Ökonom A.W. Phillips entdeckte 1958 eine negative Korrelation zwischen Inflationsrate und Arbeitslosigkeit für den Zeitraum von 1861 bis 1957 im Raum Großbritannien. Im Jahre 1960 wurde seine Untersuchungen von P.Samuelson und R. Solow für den Zeitraum von 1900 bis 1960 für die USA wiederholt. Auch hier war erkennbar, dass bei niedriger Arbeitslosigkeit eine hohe Inflation und umgekehrt herrscht. Dieser Zusammenhang wurde von Samuelson und Solow Phillipskurve genannt.[2] Dadurch, dass die Inflation seit den Angebotsschocks in den 1970er Jahren ein persistentes Problem war, ging der Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Inflationsrate verloren. Vielmehr besteht seitdem ein Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Veränderung der Inflationsrate.[3] Der von Phillips, Samuelson und Solow entdeckte Zusammenhang wurde seit dem ursprüngliche Phillipskurve genannt


Ein wichtiges historisches Beispiel für eine Lohn-Preis-Spirale war die italienische Scala mobile, welche eine nachträgliche Anpassung der Löhne an das Preisniveau bestimmter Waren vorsah. Sie wurde in den 1990er Jahren zum Zwecke der Inflationsbekämpfung wieder abgeschafft[4].

Entstehung einer Lohn-Preis-Spirale

Zum Zeitpunkt der Untersuchungen von Phillips, Samuelson und Solow betrug die Inflationsrate nahezu null. Um die Löhne für das kommende Jahr festzusetzen, müssen die Lohnsetzer nun die Inflationsrate für diese Periode schätzen. Bei einer Inflationsrate des vergangenen Jahres von null ist es aus Sicht der Lohnsetzer sinnvoll, auch im kommenden Jahr von diesem Wert auszugehen.

Bleibt die Inflationsrate stabil, so entspricht das erwartete Preisniveau dem Preisniveau des Vorjahres. Geht man nun davon aus, dass die Löhne von den Bedingungen am Arbeitsmarkt bestimmt werden und herrscht zum Zeitpunkt der Lohnsetzung eine geringe Arbeitslosigkeit, so fällt es den Arbeitnehmerverbänden leicht, höhere Löhne für die Arbeitnehmer durchzusetzen, da die Arbeitgeber bemüht sind ihre eigenen Arbeitskräfte von Wechsel der Stelle abzuhalten.[5]

Die höheren Löhne im kommenden Jahr führen zu höheren Produktionskosten für die Unternehmen. Kann die Kostensteigerung nicht durch eine Erhöhung der Produktivität ausgeglichen werden, so werden die Unternehmen die gestiegenen Kosten auf die Preise abwälzen, das Preisniveau steigt. Die Preissteigerung führt dazu, dass den privaten Haushalten bzw. Arbeitnehmern höhere Kosten zur Bestreitung des Lebensunterhalts entstehen, was wiederrum zu höheren Lohnforderungen im Folgejahr führt.

Wälzt ein Unternehmen seine steigenden Kosten auf die Preise ab und wird der dadurch bei den Arbeitnehmern auftretende Kaufkraftverlust von den Arbeitnehmerverbänden durch Lohnerhöhungen kompensiert, so bezeichnet man dies auch als Zweitrundeneffekt.[6]

Auslöser

Die Lohn-Preis-Spirale kann in Gang gesetzt werden durch:

  • eine das Angebot übersteigende Nachfrage ("Nachfragesog")
  • eine Erhöhung des Preisniveaus durch Abwälzung gestiegener Kosten für z.B. Produktionsfaktoren auf die Haushalte ("Angebotsdruck"[7])
  • Lohnsteigerungen [8]

Einzelnachweise

  1. Vgl. Dornbusch, R.; Fischer S.; Startz, R.; Makroökonomik, 8. Auflage 2003; S. 611
  2. Vgl. Blanchard, O.; Illing, G.; Makroökonomie, 4. Auflage 2006; S. 240
  3. Vgl. Blanchard, O.; Illing, G.; Makroökonomie, 4. Auflage 2006; S. 243 ff.
  4. Vgl http://de.wikipedia.org/wiki/Scala_mobile vom 13.04.2008
  5. Vgl. Sachs, J.; F. Larrain B.; Makroökonomik in globaler Sicht; deutschsprachige Ausgabe 2001; S. 579 f.
  6. Vgl. http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1232378,00.html vom 29.04 2008
  7. Vgl. Blum, U.; Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage 2004, S. 206
  8. Vgl. http://lexikon.meyers.de/meyers/Lohn-Preis-Spirale vom 10.04.2008

Literatur

  • Blanchard, Olivier; Illing, Gerhard; Makroökonomie, 4.Auflage 2006, Pearson Studium, München
  • Blum, Ulrich; Volkswirtschaftlehre, 4. Auflage 2004, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München
  • Dornbusch, Rüdiger; Fischer, Stanley; Starz, Richard; Makroökonomik, 8. Auflage 2003, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München
  • Sachs, Jeffrey D.; Larrain B., Felipe; Makroökonomik in globaler Sicht, deutschsprachige Ausgabe 2001, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München
  • Meyers Lexikon online - http://lexikon.meyers.de/meyers/Lohn-Preis-Spirale vom 10.04.2008
  • DW-WORLD.DE - Deutsche Welle - http://www.dw-world.de/dw/0,,9217,00.html vom 29.04 2008

Weblinks