Lernkurve

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Die Lernkurve (oder auch Erfahrungskurve, Lernkurveneffekt, Erfahrungskurveneffekt) ist ein Graph, bei dem die Kosten ins Verhältnis zur kumulierten Produktionsmenge gesetzt werden.[1]

Hopfenbeck definiert die Lernkurve als die "Erhöhung der Ausbringungsmenge bei einer Zeitreduzierung (und damit auch der Kostenreduktion)".[2]


Erläuterung und Einordnung

In der Volkswirtschafts- bzw. Betriebswirtschaftslehre spricht man von einer Lernkurve, wenn die Kostenwirkungen im Verhältnis zu der Produktionserfahrung dargestellt werden. Die Lernkurve ist eine dynamische Begründung für sinkende Durchschnittskosten und Grenzkosten.

Die Unternehmen versuchen ihre Marktanteile auszubauen. Dabei spielen Unternehmensinterne Gründe in Form von „economies of scale“ - aus der betriebswirtschaftlichen Sichtweise - eine Rolle. [3] Unter "economies of scale" wird auch die Lernkurve subsumiert.

Das „Erfahrungsgesetz“, welches von der Lernkurve nicht sauber zu trennen ist, wurde von der Boston Consulting Group im Jahre 1966 herausgestellt.[4] Dieses besagt, dass „mit jeder Verdopplung der kumulierten Ausbringungsmenge die gesamten direkten und indirekten zurechenbaren Kosten eines neuen Produktes potentiell um durchschnittlich 20 % bis 30 %“ zurück gehen.[5]


Graphische Darstellung einer Lernkurve

Die folgende Abbildung zeigt eine solche Lernkurve:

<figure-inline>[./Datei:Lernkurve.JPG <figure-inline>Lernkurve.JPG</figure-inline>]</figure-inline>


Abbildung: Lernkurve

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Pindyck/Rubinfeld


Die Abbildung zeigt, dass die Kosten je Einheit umso geringer werden, je mehr Output produziert wird. Auf der Abszisse (X-Achse) wird nicht die Zeit (t) eingetragen, denn die Erfahrung steigt erst mit der Wiederholungshäufigkeiten (also Produktionszahlen).


Gründe für die Lernkurve

Die Gründe, warum eine Lernkurve entsteht, können folgende sein:[6]

  • weniger Ausschuss und schnellerer Arbeitsablauf der Belegschaft, durch steigende Routine,
  • Erhöhung der Planungseffektivität, durch Manager,
  • Effektiver(-er) Maschineneinsatz,
  • Einbeziehung von Lieferanten in den Herstellungsprozess, wodurch diese dann selbst Erfahrungen sammeln und neue Verbesserungsvorschläge ihrer Produkte unterbreiten können.


Der Preis und die Lernkurve

Ist ein Lernkurveneffekt in einer Branche vorhanden, so wäre es ratsam – ungeachtet der strategischen und/oder marketingpolitischen Unternehmensentscheidungen – einen geringeren Preis zu verlangen, um so mit der erhöhten produzierten Menge eine stark fallende Lernkurve zu erreichen. Dadurch werden die Grenzkosten und die Durchschnittskosten gesenkt und eine höhere Rentabilität erreicht.[7]


Mathematische Darstellung einer Lernkurve

für:

k = Stückkosten

Q = kumulierte Produktionsmenge

A, B = positive Konstanten

c = negative Konstante, welche zwischen 0 und 1 liegt


D.h.: Wenn Q gleich 1 ist, so geben A + B die Kosten an, die für eine Produktionseinheit (Q) notwendig sind.

Wenn c gleich 0 ist, so ist k gleich Q. Es würde keinen Lerneffekt geben, wenn c gleich 0 wäre (k wäre gleich Q). Lerneffekt ist also umso höher, je größer c ist.


Lerneffekt und Größenvorteile

Ist beispielsweise eine Produktionsanlage länger im Betrieb beziehungsweise das Personal sehr gut mit dieser vertraut ist, so sind die sinkenden Durchschnittskosten und Grenzkosten nicht dem Lerneffekt sondern dem Größenvorteil (höherer Output) zuzuordnen.[8] Da hier bereits Erfahrungen mit dieser Anlage gesammelt worden. Wurde eine Anlage jedoch erst neu in der Produktionsstätte in Betrieb genommen, so ist davon auszugehen, dass auch ein Lerneffekt zu den Senkungen von Grenz- und Durchschnittskosten seinen Beitrag leistet.

Dieser Zusammenhang zwischen Größenvorteilen und Lerneffekt kann durch folgende Graphik dargestellt werden:

<figure-inline>[./Datei:Lernkurve_und_Größenvorteile.jpg <figure-inline>Lernkurve und Größenvorteile.jpg</figure-inline>]</figure-inline>

Abbildung: Lernkurve

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Pindyck/Rubinfeld


Einzelnachweise

  1. Vgl. Pindyck, R./Rubinfeld, D.; Mikroökonomie; 2003; S. 338.
  2. Vgl. Hopfenbeck, W.; Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre; 2002; S. 577.
  3. Vgl. Hopfenbeck, W.; Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre; 2002; S. 577.
  4. Vgl. Thommen, J.-P. / Achleitner, A.-K.; Allgemeine Betriebswirtschaftslehre; 2003; S. 910.
  5. Vgl. Hopfenbeck, W.; Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre; 2002; S. 577.
  6. Vgl. Pindyck, R./Rubinfeld, D.; Mikroökonomie; 2003; S. 338.
  7. Vgl. Pindyck, R./Rubinfeld, D.; Mikroökonomie; 2003; S. 340.
  8. Vgl. Pindyck, R./Rubinfeld, D.; Mikroökonomie; 2003; S. 340.


Literaturverzeichnis

  • Hopfenbeck, Waldemar; Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre; 14. Auflage; REDLINE Wirtschaft bei Verlag Moderne Industrie; München 2002
  • Pindyck, Robert S. / Rubinfeld, Daniel L.; Mikroökonomie; 5. Auflage; Pearson Studium; München (u.a.) 2003
  • Thommen, Jean-Paul / Achenleiter, Ann-Kristin; Allgemeine Betriebswirtschaftslehre; 4. Auflage; Gabler Verlag; Wiesbaden 2003

Wikipedia