Internationaler Kreditverkehr

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Der Internationale Kreditverkehr beinhaltet die Aufnahme und Vergabe von Kapital in unterschiedlichen Ländern in Form von Krediten. Dabei stehen auf der einen Seite Unternehmen als Kapitalnachfrager und auf der anderen Seite Kreditinstitute als Kapitalgeber. [1]

Intertemporaler Kontext

Der Internationale Kreditverkehr kann aus volkswirtschaftlicher Sicht auch als Intertemporaler Handel bezeichnet werden. Einem Land wird Kapital zur Verfügung gestellt, welches es selbst nicht besitzt. Mit diesem Kapital kann es Investitionen tätigen. Jedoch gibt dieses Land das Versprechen ab, den Betrag zu einem späteren Zeitpunkt verzinst zurück zu zahlen. [2]

In der Realität sind die Höhe des angesammelten Kapitals und die der inländischen Kapitalanlagen nahezu deckungsgleich: Länder, mit einem hohen Anteil an gesammeltem Kapital haben über lange Zeit auch eine hohe inländische Investitionsquote. Der Grund dafür ist, dass viele Länder ihr Kapital viel lieber im eigenen Land investieren, als es ins Ausland zu exportieren. Die auf lange Frist erzielten Gewinne, welche durch intertemporalen Handel erwirtschaftet werden könnten, werden somit nicht realisiert. [3]

Kreditarten

Hinsichtlich der Kreditlaufzeit und somit ihrer betriebswirtschaftlichen Bedeutung für den Unternehmer sind zu unterscheiden:

  • Kurzfristige Kredite - bis zu einem Jahr Laufzeit;
  • Mittelfristige Kredite – bis zu 5 Jahren Laufzeit;
  • Langfristige Kredite– 5 Jahren Laufzeit und mehr.

Kurzfristige Kredite

Im kurzfristigen Bereich sind folgende Kreditarten zu unterscheiden:

  • Kontokorrentkredite: sind Kredite, die in einer gewissen Höhe gewährt werden und bei denen der Kreditnehmer die Möglichkeit erhält, den Kreditbetrag bis zu einem vereinbarten Höchstbetrag in Anspruch zu nehmen. Die Bank räumt dabei eine Kreditlinie ein. Den Zeitpunkt und die Höhe des Kredits kann der Kunde selbst bestimmen. Besonders typisch für Kontokorrentkredite ist die unterschiedliche Inanspruchnahme. Die kommt daher, dass der Kunde seinen Zahlungsverkehr hauptsächlich über das Kontokorrentkonto abwickelt und somit ändert sich die Inanspruchnahme des Kredites nach jeder Ein- bzw. Auszahlung. Solche Kredite dienen vor allem der Finanzierung laufender Produktion, Warenumschlag und Lagerbewegungen. Durch die Gewährung von Kontokorrentkrediten wird Giralgeld geschaffen. Die Bank muss dementsprechend Liquiditätsvorsorge treffen für den Fall, dass der Kunde den Kredit in einer gewissen Höhe in Anspruch nimmt.
  • Diskontkredite: sind Kredite, bei denen sich ein Kreditinstitut gegenüber einem Kunden verpflichtet, Wechsel zu einer bestimmten Höhe Handelswechsel vor deren Fälligkeit anzukaufen. Der gekaufte Wechsel dient gleichzeitig als Kreditsicherheit. Die Wechselsumme, die mit dem Diskontsatz auf den aktuellen Wert abgezinst ist, bekommt der Verkäufer als Kredit zur Verfügung gestellt. Diskontkredite haben hauptsächlich die Aufgabe, Warengeschäfte zu finanzieren. Daher werden solche Kredite meist von Industrie- und Großhandelsfirmen abgeschlossen mit dem Zweck der Gewinnerzielung. Da die Bank Forderungen ankauft, ist die Sicherheit, dass der Kredit auch tatsächlich zurück gezahlt wird, sehr hoch. Somit sind die Risikokosten des Diskontkredites im Vergleich mit anderen Kreditarten gering und er ist für den Kunden eine preisgünstige Alternative zu anderen Krediten.
  • Lombardkredite: sind Kredite, bei denen als Sicherheit bewegliche Sachen oder Rechte verpfändet werden. Die Pfandgegenstände werden bis zu einem bestimmten Prozentsatz ihres jeweiligen Marktwertes beliehen. Die Beleihungsgrenze ist in der Regel geringer als 100 Prozent. Die Höhe von Lombardkrediten ist genau bestimmt und der Betrag wird in einer Summe ausbezahlt. Verwendet werden sie hauptsächlich, um kurzfriste Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Lombardkredite sind für die Kreditinstitute eine attraktive Kreditart, da die Gefahr, dass die Wirtschaftsgüter unter ihrem tatsächlichen Wert verpfändet werden aufgrund der vorsichtig festgesetzten Beleihungsgrenzen sehr gering ist. Jedoch bevorzugen die Kunden im Laufe der letzten Jahre mehr und mehr Kontokorrentkredite. Ein Grund hierfür ist wahrscheinlich die flexiblere Handhabung.
  • Avalkredite (siehe Bankaval): sind eine Form der Kreditleihe. Die Bank übernimmt eine Bürgschaft, Garantie oder sonstige Gewährleistung für ihren Kunden. Die Bank gibt also ein bedingtes Zahlungsversprechen ab für den Fall, dass der Kunde nicht mehr in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Für den Fall, dass der Kunde seine Zahlungen selbst tätigen kann, handelt es sich um eine Eventualverbindlichkeit. Avalkredite können nur Unternehmen mit sehr guter Bonität in Anspruch nehmen, da die effektive Nutzung von Avalen schädlich für den Stand des Unternehmens hinsichtlich der Kreditwürdigkeit, Marktposition oder Vermögenssituation ist. Banken erheben für Avalkredit Entgelte, sogenannte Avalprovisionen. Diese Provisionen sind relativ niedrig und gestaffelt nach Wagnis, Laufzeit und Höhe des Kredits.
  • Im Bereich der Exportfinanzierung stellen Akzeptkredite, Rembourskredite, Negoziationskredite u.a. weitere Formen der kurzfristigen Kreditfinanzierung dar. [4]

Mittel- und langfristige Kredite

Im mittel- und langfristigen Bereich befinden sich insbesondere dinglich gesicherte Kredite. Diese sind vor allem dazu bestimmt, Investitionen in Produktionsanlagen, Grundstücke und Gebäude oder andere Unternehmen zu finanzieren. Einige institutionelle Besonderheiten sind jedoch beim Kreditverkehr in verschiedenen Ländern zu berücksichtigen. In Deutschland sind die Kreditgeber solcher langfristigen Kredite die Geschäftsbanken, in Frankreich, Großbritannien und in den USA sind dafür spezielle Banken zuständig. Ausschlaggebend hierfür sind die unterschiedlichen Bankensysteme: das Universalbankensystem in Deutschland und das Spezialbankensystem mit Commercial Banks und Investment Banks im angelsächsischen Bereich. [5].

Kreditrisiken (siehe Kreditrisiko)

Bei der Vergabe von Krediten wird eine Bank mit einer Reihe von Risiko|Risiken konfrontiert:

  • Länderrisiko (siehe Länderrisikoanalyse) – beschreibt gewisse Risiken im Außenwirtschaftsverkehr, dass Forderungen an ausländische Vertragspartner nicht erfüllt werden und somit der Kapitaleinsatz und erwartete Gewinne bedroht werden. Länderrisiken haben in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, da sich der Umfang von internationalem Güter- und Kapitalverkehr, aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Risiken eintreten, vergrößert haben. Das Länderrisiko kann nach wirtschaftlichen und politischen Faktoren aufgeteilt werden. So besteht das Risiko aus wirtschaftlicher Sicht darin, dass ein Land aus ökonomischen Gründen nicht fähig ist, seinen außenwirtschaftlichen Zahlungsverbindlichkeiten nachzukommen. Wenn man die Zahlungsfähigkeit eines Landes liquiditätsorientiert betrachtet, so ist diese solange gesichert, wie ein Land über ausreichende Währungsreserven, Deviseneinnahmen aus Exporterlösen etc. verfügt, um seinen Zahlungsverpflichtungen im Ausland nachzukommen. Aus politischer Sicht ist eine klare Definition des Länderrisikos nur schwer möglich. Jedoch können als Anhaltspunkte die politische Führung, welche mit der Regierungsform zusammenhängt, die innere Ordnung, die sozialen Verhältnisse, beispielsweise das Vorhandensein von vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, und die gesetzliche Ordnung gesehen werden. Im internationalen Kreditverkehr kann eine Bank dem Länderrisiko entgegenwirken, indem sie eine effiziente Kreditwürdigkeitsprüfung bei der Vergabe von einzelnen Krediten berücksichtigt. Dieses Prüfung stellt die Risikoausprägungen von unterschiedlichen Ländern dar. [6];
  • Wechselkursrisiko - die Gefahr der Schwankungen des Wechselkurses beim Übergang von einer Währung auf die andere um seinen erwarteten Mittelwert, der aus Wechselkursprognose abgeleitet wird. Damit dieses Risiko eintritt, müssen folgende Bedingungen zutreffen: Eine Unternehmung muss Kapital in fremder Währung in Form einer nicht beglichenen Forderung haben und der Wechselkurs entwickelt sich anders als vorhergesagt. Als Teil des ganzen kann das ökonomische Wechselkursrisiko betrachtet werden, welches durch das Risiko, dass die aus einem Vermögensgegenstand resultierenden, zukünftigen Zahlungsströme vom Wechselkursrisiko beeinflusst werden, ausgezeichnet ist. Somit ist das ökonomische Wechselkursrisiko dadurch gekennzeichnet, dass es das Ergebnis der Ermittlung aller wirtschaftlichen Einflussfaktoren ist, die aufgrund von Wechselkursschwankungen negative Folgen für die Zukunft eines Unternehmens haben. [7];
  • Zinsänderungsrisiko – ist die Gefahr der Änderung des Vermögens aufgrund von Änderungen des Marktzinses. Sie sind in Unternehmen mit internationalen Geschäftskontakten wichtig für alle Währungen, in denen Mittel aufgenommen oder angelegt werden. Die Beurteilung, welche Instrumente zur Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken gewählt werden, muss von jedem Unternehmen individuell getroffen werden und hängt außerdem davon ab, welche Zinsen man speziell erwartet. Ein elementares Kriterium sind die Kosten, welche für die Sicherung aufkommen. Da solche Risiken jedoch meist unvermeidbar sind, sollten auch kleine Unternehmen die Maßnahmen zur Absicherung in die Finanzen mit einkalkulieren. [8]
  • Das Bonitätsrisiko besteht aus dem Termin- und dem Addressenausfallrisiko. Im Falle des Terminrisikos erfüllt der Kunde seine Verpflichtungen nicht termingerecht, beim Ausfallrisiko kann er gar nicht zahlen. Die Banken versuchen durch Bonitätsprüfungen bereits vor der Kreditvergabe, die Wahrscheinlichkeit des Kreditausfalls zu minimieren. "Dabei sind die Kreditfähigkeit der Kreditantragsteller und vor allem dessen Kreditwürdigkeit festzustellen. Die dafür erforderlichen Informationen werden üblicherweise mit Hilfe einer erweiterten Jahresabschlußanalyse gewonnen.“ [9]

Kreditsicherheiten

Vor der Vergabe von Krediten führen Banken Kreditwürdigkeitsprüfungen durch. Jedoch lässt sich das Risiko, dass ein Kunde seinen Kredit nicht zurück zahlen kann, nie komplett ausschließen. Daher müssen die Kreditnehmer den Kreditinstituten Sicherheiten bereitstellen. Noch wichtiger für eine Bank ist jedoch die Bonität des Kunden, da dieser meist den Cash Flow oder den erwirtschafteten Gewinn zur Kredittilgung verwendet. Zusätzliche Sicherheiten werden nur dann benötigt, wenn der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt.

Kreditsicherheiten lassen sich untergliedern in Personalsicherheiten und Realsicherheiten. Bei einer Personalsicherheit übernimmt neben dem Kreditnehmer eine dritte Person die Haftung. Bei einer Realsicherheit werden dem Kreditinstitut Rechte an Vermögensgegenständen des Kreditnehmers übertragen.

Weiterhin unterscheidet man auch akzessorische – Verpfändung, Bürgschaft und Hypothek, und fiduziarische Geschäfte - Sicherungsübereignung, Sicherungsabtretung, Grundschuld. Der Bestand von akzessorischen Geschäften hängt vom Bestand einer Forderung ab, das heißt wenn die Forderung beglichen ist, erlischt auch die Sicherheit. Fiduziarische Geschäfte hingegen sind Sicherheiten, die grundsätzlich austauschbar sind, bei denen sich der Sicherungsnehmer im Sicherungsvertrag jedoch verpflichtet, die Sicherung nur im vereinbarten Rahmen zu nutzen. Im internationalen Kreditgeschäft sind vor allem Bürgschaften und Garantien von besonderer Bedeutung, die von Muttergesellschaften für ihre ausländischen Tochtergesellschaften ausgesprochen werden.[10]

Neben den bereits genannten Instrumenten zur Risikovorbeugung benutzen Banken häufig eine Risikostreuung. Dabei schränkt sie den Kreditrahmen für den Kunden quantitativ ein (Risikozerfällung). Außerdem verteilt sie die Kredite qualitativ, sodass die Ausfallrisiken unabhängig voneinander sind (Risikodiversifikation). [11]

Einzelnachweise

  1. Sauer, Thomas Vorlesungen IWB 2009 (Skript)
  2. http://www.wiwi.uni-passau.de/lehrstuehle/ruebel/homepage/upload/ss_06/internationale_wirtschaftsbeziehungen_.avwl./vor/kii_2_intwibez_realeaussenwirtschaft_faktorbewegungen_2_3_bis_2_5.pdf
  3. Krugman, Paul R. „International Economics“ 6.Edition 2003, S.656
  4. Büschgen, Hans E. „Internationales Finanzmanagement“ 3.Auflage, Frankfurt am Mein 1997, S.140-141
  5. Büschgen, Hans E. „Internationales Finanzmanagement“ 3.Auflage, Frankfurt am Mein 1997, S.141
  6. Büschgen, Hans E. "Internationales Finanzmanagement" 3.Auflage, Frankfurt am Main 1997, S.284-306
  7. Büschgen, Hans E. „Internationales Finanzmanagement“ 3.Auflage, Frankfurt am Main 1997, S.307-311
  8. Büschgen, Hans E. "Internationales Finanzmanagement" 3,Auflage, Frankfurt am Main 1997, S.359-
  9. Büschgen, Hans E. „Internationales Finanzmanagement“ 3.Auflage, Frankfurt am Mein 1997, S.141,142
  10. Bösch, Martin Vorlesung Fremdfinanzierung 2009(Skript)
  11. Büschgen, Hans E. „Internationales Finanzmanagement“ 3.Auflage, Frankfurt am Mein 1997, S.143,144

Literaturquellen

  • Jorn Atmann: Außenwirtschaft für Unternehmen, Gustav Fisher Verlag, Stuttgart Jena 1993
  • Bank-Lexikon, 10.Auflage Gabler, Wiesbaden 1988
  • Hans E. Büschgen: Internationales Finanzmanagement, 3.Auflage, Frankfurt am Mein 1997
  • Paul R. Krugman: International economics, 6.Edition, Maurice Óbstfeld USA 2003
  • Horst Siebert: Außenwirtschaft, 7.Auflage, Lucius & Lucius Stuttgart 2000
  • Helmut Beyer, Ludwig Heinz, Gitta Krabbe, Jochen Lehnhoff: Das Kreditgeschäft - Einführung in die Grundlagen, 1.Auflage, Wiesbaden 1993
  • Louis Perridon, Manfred Steiner: Finanzwirtschaft der Unternehmung, 13.Auflage, München 2004