Heckscher-Ohlin-Theorie

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Das Heckscher-Ohlin-Modell (Faktorproportionentheorie) ist ein Modell des internationalen Handels, welches von Eli Heckscher und Bertil Ohlin entwickelt wurde. Es baut auf David Ricardo´s Theorie des vergleichsweisen Vorteils durch das Vorhersagen von Kaufverhalten und Produktion, basierend auf der Faktorausstattung eines Handelsgebietes auf.Das Heckscher-Ohlin-Theorem ist eine der vier Theoreme des Hechscher-Ohlin-Modells, die drei weiteren Theoreme sind der Faktorpreisausgleich, Rybzynski und Stolper Samuelson Theorem.

Das Theorem gibt Aufschluß über die Struktur des Außenhandels, die sich aufgrund unterschiedlicher relativer Faktorausstattungen einstellt. Unter Faktorausstattung versteht man all die Bestandteile, die für eine Volkswirtschaft verfügbar und zur Produktion geeignet sind. Gemeint sind damit Arbeit und Kapital, die man auch als Input bezeichnet. Die Kernidee des Theorems lautet: "Länder mit relativ viel Kapital, werden kapitalintensive Güter exportieren". Kapitalintensive Güter benötigen dann mehr Kapital zur Produktion der Güter. Das beste Beispiel hierfür ist Deutschland, welches weltweit einer der Hauptexporteure von Maschinen und Anlagen ist. Und ähnlich: "Länder mit relativ vielen Arbeitskräften, werden sich auf die Herstellung arbeitsintensiver Güter spezialisieren".Zum Beispiel bei Ländern die Kaffe anbauen wie Brasilien werden mehr menschliche Arbeitskräfte als Maschinen benötigen.

Zur Vereinfachung nimmt das Modell an, dass der einzige Unterschied zwischen den Ländern die Menge an Arbeit und Kapital ist. Es umfasst zwei Länder (Inland und Ausland ), die zwei homogene Güter produzieren.Da zwei Produktionsfaktoren (Kapital und Arbeit) vorhanden sein müssen, wird dieses manchmal 2×2×2-Modell genannt.

Das Heckscher-Ohlin-Theorem ist ein wichtiger Bestandteil der modernen Außenwirtschaftstheorie. Es dient zum einen zur Erklärung des interindustriellen Handels, d.h desjenigen Teils des Handels, bei dem ein Land, Güter einer Branche exportiert, und im Gegenzug Güter einer anderer Branche importiert. Zum anderen zeigt es, welche Auswirkungen die Aufnahme von Außenhandel bzw. die Beeinflussung der entsprechenden Handelsströme durch wirtschaftspolitische Maßnahmen langfristig auf verschiedene Gruppen innerhalb eines Landes hat.



Eigenschaften des Modells

Relative Ausstattungen der Produktionsfaktoren (Land, Arbeit und Kapital) stellen den vergleichbaren Vorteil eines Landes fest. Länder haben vergleichbare Vorteile bei den Gütern, für die die erforderlichen Faktoren der Produktion am Ort reichlich vorhanden sind. Diese Güter sind preiswerter zu produzieren als die Waren, deren Produktionsfaktoren am Ort knapp sind.

Theoretische Entwicklung des Modells

Erste Veröffentlichung

Bertil Ohlin veröffentlichte das Buch über das Modell 1933, welches als erstes die Theorie näher beschrieb. Obgleich er das Buch allein schrieb wurde Heckscher als Co-Entwickler mit dazu geholt, wegen seiner früheren Arbeit am Problem und weil einige Ideen im Endmodell von Ohlin´s Doktorarbeit kamen, die von Heckscher beaufsichtigt wurde.

Das 2x2x2 Modell

Das ursprüngliche HO-Modell nahm an, dass der einzige Unterschied zwischen den Ländern die Menge an Arbeit und Kapital ist. Es umfasste zwei Länder, die 2 Güter produzieren. Da zwei Produktionsfaktoren vorhanden sein müssen, wird dieses Modell manchmal 2x2x2 Modell genannt.

Das Modell hat variable Faktor-Verhältnisse zwischen den Ländern: Hoch entwickelte Länder haben einen verhältnismäßig hohen Anteil von Kapital zu Arbeit im Gegensatz zu Entwicklungsländern. Außerdem hat das hoch entwickelte Land einen Kapitalüberschuss gegenüber dem Entwicklungsland, da es einen hohen Arbeitsüberschuss vorweist.

Mit diesem einzigen Unterschied war Ohlin in der Lage den neuen Mechanismus des vergleichsweisen Vorteils zu erklären, indem er 2 Produkte annimmt und 2 Arten diese zu produzieren. Die eine ist eine kapital-intensive Produktion, die andere eine arbeits-intensive.


Erweiterungen

Das Modell wurde seit den 30er Jahren von vielen Ökonomen erweitert. Diese Entwicklungen änderten die fundamentale Rolle von variablen Faktorverhältnissen im internationalen Handel nicht, aber es fügte dem Modell verschieden reale Aspekte (z.B. Zollabkommen) hinzu in der Hoffnung die Voraussagekraft des Modells zu erhöhen oder es zu einem mathematischen Mittel zu machen, mit dem makroökonomische Probleme untersucht werden können.

Gute Beiträge kamen von Paul Samuelson, Roland Jones und Jaroslav Vanek, sodass diese Varianten manchmal als H-O-Samuelson oder H-O-Vanek Modell bezeichnet werden.

Annahmen des Modells

Faktormärkte

In dieser Annahme wird besagt, dass beide Länder über dieselben Produktionsfaktoren verfügen, Arbeit und Kapital, weisen aber unterschiedliche relative Faktorausstattungen auf. Das Faktorangebot ist unelastisch, d.h. unabhängig von den Faktorpreisen. Die Faktoren sind innerhalb der Länder zwischen den beiden Sektoren vollständig mobil, während Faktorwanderungen zwischen den Ländern ausgeschlossen sind. Es herrscht vollständiger Wettbewerb auf den Faktormärkten und im Gleichgewicht werden alle Produktionsfaktoren eingesetzt (Vollbeschäftigung).


Produktion beider Güter unterscheiden sich

Es wird unterstellt, dass bei der Produktion von X bei gegebenem Faktorpreisverhältnis immer mehr Kapital eingesetzt wird als bei der Produktion von Y, deshalb wird Gut X als kapitalintensiv und Gut Y als arbeitsintensiv bezeichnet. Beide Länder verwenden bei der Produktion identische Technologien mit konstanten Skalenerträgen. Die Güter werden in Märkten mit vollständiger Konkurrenz angeboten, was ökonomische Nullgewinne der Unternehmen impliziert.


Jedoch muss sich die Produktionsfunktion der Skalenerträge unterscheiden, damit sich Handel in diesem Modell lohnt. Zum Beispiel müssen sich die Input-Parameter ändern, wenn es sich um eine Cobb-Douglas Funktion handelt.

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Dabei ist A der Output im Ackerbau, F der Output in der Fisch-Produktion und K und L in diesem Fall Kapital und Arbeit.

In diesem Beispiel ist der marginale Ertrag in der Fischindustrie im Falle von erhöhtem Kapital höher. Angenommen Fischindustrie und Ackerbau haben den selben Output-Wert. Das Land mit dem höheren Kapital kann also ihre Fischerei-Flotte mittels Kapital gut entwickeln, muss aber dafür sehr viel Kapital investieren um den Ackerbau zu verbessern. Andererseits kann der Ackerbau im arbeitsreichen Land effizient durch den Einsatz von mehr Arbeitern stark verbessert werden.


Nachfrage

Die Haushalte sind Eigner der beiden Faktoren und aufgrund der ökonomischen Nullgewinne besteht ihr Einkommen (und damit das BIP) aus dem Faktoreinkommen (Summe aus Arbeits- und Kapitaleinkommen). Die Konsumenten in beiden Ländern weisen identische und homothetische Präferenzen auf. Durch die erste Eigenschaft wird sichergestellt, dass keine Handelsanreize aufgrund von Präferenzunterschieden bestehen, durch die zweite, dass die relativen Mengen der beiden Güter im Konsumoptimum nur von den Relativpreisen und nicht vom Einkommen abhängig sind.


Arbeits- und Kapitalflexibilität innerhalb der Länder

Innerhalb eines Landes kann Kapital und Arbeit umverteilt werden, um unterschiedliche Outputs zu erreichen. Wie beim vergleichenden Vorteils-Argument von Ricardo wird angenommen das dies ohne weitere Kosten geschehen kann.

Wenn die zwei Produktionstechnologien der Ackerbau und die Fischindustrie sind, dann wird angenommen das Bauern als Fischer arbeiten können und umgekehrt, ohne das weitere Kosten entstehen.

Weiterhin wird angenommen, dass Kapital einfach in jede Technologie aufgeteilt werden kann, sodass der industrielle Mix zwischen den Produktionstypen ohne Umrüstungskosten geändert werden kann. Zum Beispiel wird bei Ackerbau und Fischerei angenommen, dass Farmen verkauft werden und damit Boote gebaut werden können, ohne das dabei Geld verloren geht.


Kapital- und Arbeitsunbeweglichkeit zwischen Ländern

Das Grund-H-O-Modell basiert darauf, dass die relative Verfügbarkeit von Kapital und Arbeit international unterschiedlich sind, aber wenn Kapital überall frei investiert werden kann, wird der Wettbewerb (der Investitionen) die Kapitalmengen weltweit ausgleichen. (Hauptsächlich würde ein Freier Handel bei den Investitionen einen weltweiten Investment-Pool bedeuten).

Wie beim Kapital, sind Bewegungen der Arbeit in der Welt des H-O-Modells nicht erlaubt, weil das eine Angleichung der relativen Menge von 2 Produktionsfaktoren bedeuten würde, genauso wie im Fall der Unbeweglichkeit von Kapital oben. Diese Bedingung ist eher zu vertreten in der Beschreibung der modernen Welt als die Annahme, dass das Kapital auf ein einzelnes Land beschränkt ist.


Güter haben überall den selben Preis

Das ursprüngliche 2x2x2-Modell hatte keine Einschränkungen beim Handel, Zöllen und keine Marktkontrolle (Kapital war unbeweglich, aber die Rückführung von ausländischen Verkäufen war kostenlos). Güter waren auch frei von Transportkosten zwischen den Ländern oder anderen Ersparnissen, die eine örtlich Beschaffung eines Gutes ermöglicht.

Wenn zwei Länder unterschiedliche Währungen haben, beeinflusst dies das Modell in keiner Weise. Weil es keine Transaktionskosten oder währungsbedingte Verluste gibt, bezahlt man in beiden Ländern exakt den selben Preis für das Produkt.

In Ohlins Zeit war das eine ziemlich Vereinfachung, aber ökonomische Veränderungen und ökonometrische Erfahrungen seit den 50er Jahren zeigten, dass lokale Preise von Gütern mit den Einkommen in Beziehung stehen (obwohl das weniger zutrifft bei Handelsgütern).


Perfekter internationaler Wettbewerb

Weder Arbeit noch Kapital haben bei eingeschränkter Bereitstellung die Kraft, Preise oder Faktorraten zu beeinflussen; es existiert ein Zustand des perfekten Wettbewerbs.

Beispiel und Widerspruch

Die Erläuterungen zum Heckscher-Ohlin-Theorem sollen im Folgenden anhand eines Beispiels verdeutlicht werden. Dabei werden zwei Länder betrachtet die jeweils unterschiedliche Produktionsfaktoren verfügen. Land A verfügt über reichlich „Kapital“, ist jedoch arm an dem Produktionsfaktor „Arbeitskräfte“ Land B hingegen genau umgekehrt.

Laut der Faktorproportionstheorie ist es für Land A lukrativer Güter, deren Erzeugung einen hohen Aufwand des Produktionsfaktors „Arbeit“ erfordert nicht zusätzlich selbst herzustellen, sondern aus Land B zu importieren. Für das Land B hingegen ist es rentabler Güter, die einen hohen Einsatz des Produktionsfaktors „Kapital“ benötigen aus Land A zu importieren, da diese über viel Kapital verfügen.

Bei einer solchen Handelsbeziehung würde für beide Länder ein Komparativer Kostenvorteil entstehen.

Ein Gegenbeispiel zu diesem Theorem lieferte der Ökonom Wassiliy Leontief. Der Ökonom beschäftigte sich mit dem Heckscher-Ohlin-Theorem und untersuchte damals die Wirtschaftsstruktur der USA. Er verwendete für seine Untersuchungen Handelsstatistiken aus dem Jahre 1947, um die durchschnittliche Kapitalintensität der Exporte aus den USA zu bestimmen. Dabei ermittelte Leontief, wie viel an Kapital und Arbeit pro 1 Million $ des Exportes und des Importes der USA freigesetzt wurden.

Das Ergebnis aus seinen Untersuchungen ergab, dass die USA mehr arbeitsintensive Güter exportierten und mehr kapitalintensive Güter importierten, obwohl die USA ein kapitalreiches Land war.

Wassiliy Leontief fand somit ein Gegenbeispiel, welches dem Heckscher-OhlinTheorem widersprach.

Schlussfolgerungen des Modells

Das Ergebnis dieser Arbeit ist die Formulierung einiger Schlussfolgerungen, die durch die Annahmen des Modells entstanden sind. Diese sind bekannt als:

Das Heckscher-Ohlin-Theorem

Das Rybczynski-Theorem

Das Stolper-Samuelson Theorem

Das Faktorpreisausgleichstheorem


Quellen

Literatur

Krugman, P., Obstfeld, M., 2006, Internationale Wirtschaft. Theorie und Politik der Außenwirtschaft

Gabler, 2005, Gabler Wirtschaftslexikon


Weblinks

Nobelprize: Why Tade? - Heckscher-Ohlin-Theory

Economics Iowa State University: Leontief Paradox