Finanzderivate

Aus Wiwiwiki.net
Zur Navigation springenZur Suche springen
Fertig.gif Dieser Artikel wurde durch den Review-Prozess vervollständigt und korrigiert. Der Bearbeiter hat den Artikel zur Bewertung eingereicht. --Dennis Krause 20:33, 27. Apr. 2008 (CEST)

Ein Finanzderivat ist ein Finanztitel, unter dem man Anlageformen versteht, deren Marktwert von den Erträgen bzw. von der Wertentwicklung einfacher direkter Finanzanlagen ( Basisobjekte, Underlyings) abgeleitet wird[1].

Grundlagen Finanzderivate

Finanzderivate (abgeleitete Finanzierungsinstrumente) ermöglichen die Spekulation auf die Entwicklung bestimmter Preise und von weit aus größerer Bedeutung, die Absicherung gegen Risiken von Preisänderungen[2]. Es handelt sich um Produkte, denen ein Wert zugrunde liegt, z.B. basierend auf Aktien, Zinsinstrumenten, Devisen, Indizes, Rohstoffe oder Edelmetallen, welcher durch einen Vertrag zwischen zwei Personen entsteht. Die wichtigsten Typen von Finanzderivaten sind Termingeschäfte und Optionen. Es gibt keine offiziellen Auflistungen von möglichen Finanzderivaten, jedoch stehen besonders die Futures, Zinstermingeschäfte, Devisenoptionsgeschäfte und Swaps im Vordergrund. Des Weiteren werden Finanzderivate meist für sehr kurzfristige und sekundenschnelle Transaktionen eingesetzt, welche durch das Internet und andere elektronische Medien überhaupt erst möglich wurde. So wurden die Möglichkeiten der globalisierten und deregulierten Finanzmärkte stark beeinflusst und führten in den letzten beiden Jahrzehnten zu einem enormem Anstieg mit dem Handel von Finanzderivaten[3].


Termingeschäft

Bei einem Termingeschäft schließen zwei Parteien einen Vertrag, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft eine Transaktion zu einem vorher festgelegten Preis und Menge durchführen wollen. Die Transaktion, in der die Zahlung des Kaufpreises und die Lieferung der Ware enthalten sind, erfolgt ausschließlich in der Zukunft und ist für beide Vertragsparteien verbindlich (Liefer- und Abnahmepflicht)[4][5].

Kategorien der Finanzderivate

Die Abgrenzung erfolgt dadurch, ob ein Wahlrecht vorhanden ist, das einem Vertragspartner die Entscheidung über die Erfüllung oder bzw. nicht Erfüllung des zugrunde liegenden Vertrages einräumt.

  • Unbedingte Termingeschäfte (Festtermingeschäfte) sind in der Gegenwart vereinbarte Konditionen im Kaufvertrag und mit unbedingter Ausübung in der Zukunft.
  • Bedingte Termingeschäfte (optionsartige Termingeschäfte) sind in der Gegenwart vereinbarte Konditionen im Kaufvertrag und mit bedingter Ausübung in der Zukunft nach Wahl eines der Vertragspartner.
  • Financial Swaps sind Tauschverträge von Zahlungsverpflichtungen in der Zukunft und gegebenenfalls zusätzlich in der Gegenwart mit unbedingter Ausübung[6].

Optionen

Eine Option ist ein verbrieftes Recht, aber keine Pflicht, gegen Bezahlung eines Optionspreises (Optionsprämie) eine Menge von Vermögensgegenständen zu einem vorher festegelegten Preis, zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäische Option) oder innerhalb eines Zeitraumes (amerikanische Option) zu kaufen (Kaufoption) oder zu verkaufen (Verkaufsoption). Bei einer ungünstigen Wertentwicklung des Basiswertes/ Vermögensgegenstandes kann sich der Optionsrechtinhaber gegen einen Verlust schützen, indem er auf die Ausübung seines Optionsrechtes verzichtet. Denn der Optionsrechtinhaber hat das Recht (Optionsrecht) aber nicht die Pflicht das Optionsrecht auszuüben. Der Stillhalter, der das Optionsrecht gegen sich wirken lassen muss, erhält für das veräußerte Recht eine Optionsprämie[7][8].


Beispiel Kaufoption (Call):

Ein Call - Optionsschein hat folgende Ausstattung:

  • Aktueller Kurs des Optionsscheins: € 80
  • Aktueller Kurs der Aktie (Basiswert): € 400
  • Basispreis: € 350
  • Optionsverhältnis: 1 Aktie pro 2 Optionsscheine (1:2 = 0,5)
  • Restlaufzeit: 2 Jahre


Bewertungskriterien:

  • Innerer Wert
    = (aktueller Aktienkurs – Basispreis ) * Optionsverhältnis
    = (€ 400 - € 350) * € 0,5
    = € 25
  • Zeitwert
    = Kurs des Optionsscheins – innerer Wert
    = € 80 - € 25
    = € 55
  • Aufgeld
    = ((Basispreis + (Kurs des Optionsscheins / Optionsverhält-nis) – akt. Aktienkurs ) / aktueller Aktienkurs ) * 100
    = ((€ 350 + (€ 80/ 0,5) - € 400) / € 400) *100
    = 27,5 %
  • Jährliches Aufgeld
    = Aufgeld / Restlaufzeit in Jahren
    = 27,5 % / 2
    = 13,75 %
  • Hebel
    = ((aktueller Aktienkurs * Optionsverhältnis ) / Kurs des Optionsscheins)
    = ((€ 400 * 0,5) / € 80)
    = 2,5

Der Hebel von 2,5 besagt, dass der Optionsschein eine 2,5-prozentige Wertsteigerung zum eingesetzten Kapital erfährt, wenn der Aktienkurs um 1 Prozent steigt. Unterstellt wird dabei eine „idealtypische“ Preissensitivität von 1; der Hebel gibt also immer die maximale Partizipationschance an. Das heißt, in der Regel wird die Wertsteigerung des Optionsscheins geringer sein, als es der Hebel anzeigt.

  • Break-even-Punkt
    = Basispreis + (Kurs des Optionsscheins / Optionsverhältnis)
    = € 350 + (€ 80 / 0,5)
    = € 510

Der Käufer des Optionsscheins kann mit der Ausübung des Optionsrechts nur dann einen Gewinn erzielen, wenn der Kurs der Aktie auf über € 510 (zuzüglich anteiliger Transaktionskosten) steigt. Bei Verkauf des Optionsscheins hingegen gerät man in die Gewinnzone, wenn der Kurs des Optionsscheins € 80 zzgl. sämtlicher Transaktionskosten übersteigt[9].

Börslich und außerbörslich gehandelte Finanzderivate

Der Handel an einer Börse ist allgemein durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • ein Zusammenführen von Angebot und Nachfrage
  • im Rahmen einer organisierten und regelmäßigen Veranstaltung
  • zum Handel vertretbarer Güter
  • nach einheitlichen Regeln
  • zwischen zwei Kaufleuten

Außerdem besteht eine Aufsichtsbehörde die eine Börsenordnung genehmigt. Die an der Börse abgewickelten unbedingten Termingeschäfte mit standardisierten Vertragspunkten werden als Futures bezeichnet[10].

Die außerbörslich gehandelte Form (OTC = Over-the-Counter-Geschäft) wird durch den ausschließlich außerhalb von Börsen oder aber parallel zum Handel des gleichen Gutes an der Börse, welche nicht standardisiert ist, gekennzeichnet. Der große Vorteil von OTC-Geschäften ist, dass sie sehr individuell entsprechend der Bedürfnisse der Vertragsparteien gestaltet werden können. Nachteil ist dabei, dass es keinen konzentrierten Handel bei OTC-Geschäften gibt und somit auch keine Börsenaufsicht und Clearingstelle der Börse vorhanden sind. Hierzu gehören klassische Termingeschäfte (Forwards), Forward Rate Agreements und Swaps.

Optionen können als individuelle OTC oder standardisiert an der Börse gehandelt werden. Des Weiteren muss die rechtliche Auslegung von Finanzderivaten unterschieden werden. Sie können als Wertpapiere oder Nicht-Wertpapiere erstellt werden. In der Wertpapierform spricht man vorwiegend von Scheinen, in der Nicht-Wertpapierform dagegen von Kontrakten. Scheine und Kontrakte sind in börslich und außerbörslich (OTC-Geschäft) gehandelten Geschäften zu finden[11].

Terminmarkt und Kassamarkt

Der Finanzmark kann in den Terminmarkt und Kassamarkt unterteilt werden. Im Kassamarkt werden Direktgeschäfte getätigt, bei denen unmittelbare Bezahlung und Lieferung des Vertragsgegenstandes erfolgt. Auf dem Terminmarkt hingegen werden Verträge über Geschäfte in der Zukunft getätigt[12].


Das Finanzmarktsystem.jpg

Einzelnachweise

  1. : Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium, Seite 255
  2. : Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium, Seite 255
  3. : Müller-Möhl, Ernst (2002) Optionen und Futures–Grundlagen und Strategien für das Termingeschäft in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, 5. Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, Seite 17
  4. [http://www.finanztip.de/recht/bank/finanzderivate-grundlagen.htm# (Abgerufen: 12. April 2008, 14:25 MEZ)
  5. : Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium, Seite 255
  6. : Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium, Seite 255- 256
  7. [ http://www.finanztip.de/recht/bank/terminboerse-optionen.htm] (Abgerufen: 12. April 2008, 14:37 MEZ)
  8. : Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium, Seite 275
  9. : Sparkasse (2007) Basisinformationen über Vermögensanlagen in Wertpapieren – Grundlagen, wirtschaftliche Zusammenhänge, Möglichkeiten und Risiken, 9. Auflage, Köln: Bank–Verlag Medien, Seite 72-73
  10. : Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium, Seite 56
  11. : Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium, Seite 256- 257
  12. : Müller-Möhl, Ernst (2002) Optionen und Futures–Grundlagen und Strategien für das Termingeschäft in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, 5. Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, Seite 21

Literatur

  • Müller-Möhl, Ernst (2002) Optionen und Futures – Grundlagen und Strategien für das Termingeschäft in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, 5. Auflage, Stuttgart: Schäffer - Poeschel
  • Sparkasse (2007) Basisinformationen über Vermögensanlagen in Wertpapieren – Grundlagen, wirtschaftliche Zusammenhänge, Möglichkeiten und Risiken, 9. Auflage, Köln: Bank – Verlag Medien
  • Zantow, Roger (2004) Finanzierung – Die Grundlagen modernen Finanzmanagements, München: Pearson Studium

Weblinks