Außenhandelsquote

Aus Wiwiwiki.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Die Außenhandelsquote ist der Anteil des Außenhandelsumsatzes einer Volkswirtschaft, das heißt der Importe und Exporte, an ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Außenhandelsquote ist eine volkswirtschaftliche Kennzahl, die Auskunft darüber gibt, wie stark ein Land mit anderen Ländern Güter austauscht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Quote in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft nur begrenzte Aussagekraft hat.

Alternative Definitionen

Eine alternative Definition beschreibt die Außenhandelsquote als „den Durchschnitt aus der Summe von Warenimporten und Warenexporten, gemessen als Anteil am BIP.“[1]

Diese Definition bildet den Durchschnitt aus Importen und Exporten und setzt diesen ins Verhältnis zum BIP. Dies führt zwar zur gleichen Aussage, aber der Wert der Kennzahl ist ein anderer. Dadurch ist die Kennzahl erklärungsbedürftig und nicht sofort mit Auswertungen anderer Quellen vergleichbar. Die Kennzahl muss dann erst mit dem Faktor Zwei multipliziert werden, um die Durchschnittsberechnung ((Importe + Exporte)/2) wieder rückgängig zu machen. Des Weiteren werden in dieser Definition nur Waren berücksichtigt. Häufig werden auch Dienstleistungen mit in die Berechnung einbezogen.[2]

Dieser Artikel verwendet jedoch die gebräuchlichere Berechnung über den Außenhandelsumsatz.

Einordnung

Der Begriff findet Anwendung in der Volkswirtschaftslehre und ist eine Kennzahl der Makroökonomie, insbesondere der Außenwirtschaftslehre. Die Quote gehört zur Thematik der Offenheit von Gütermärkten.

Abgrenzung zu anderen Begriffen bzw. Bedeutungen

Die Außenhandelsquote ist nicht zu verwechseln mit den häufig auch als Quote bezeichneten Handelsbeschränkungen in Form von erlaubten Kontingenten. So wird ein Einfuhrkontingent auch als Importquote und eine freiwillige Exportbeschränkung als Exportquote bezeichnet. Diese Begriffe beschreiben Maßnahmen von Staaten die durch eine Beschränkung der Importe oder Exporte die inländischen Produzenten gegen ausländische Konkurrenz schützen sollen bzw. Konflikte mit anderen Staaten durch hohe Exporte vermeiden sollen.[3]

Auch der Begriff „Außenhandelsgeschäftsquote“ ist bekannt. Dieser meint jedoch den Anteil von Exporten und Importen eines einzelnen Unternehmens am Umsatz dieses Unternehmens.[4]

Aussage der Außenhandelsquote

Die Außenhandelsquote gibt Auskunft über den Anteil der Importe und Exporte von Waren am BIP eines Landes. Damit ist sie eine Kennzahl, mit der man die Handelsverflechtungen eines Landes mit dem Rest der Welt beschreiben kann.[5]

Berechnung

Die Außenhandelsquote wird in der Regel als Prozentwert angegeben und verwendet die Währung des jeweiligen Landes zu laufenden Preisen (nominale Werte). Zur Berechnung kann folgende Formel benutzt werden:

Außenhandelsquote =

Quellen für die Daten (Importe, Exporte, BIP) sind häufig die Statistischen Ämter oder Wirtschaftsministerien der jeweiligen Länder. Aber auch internationale Organisationen wie der IWF oder die WTO können solche Daten bereitstellen. Bereits aufbereitete Daten werden von Datenbanken wie Thomson Financial Datastream (kostenpflichtig), International Trade Center (INTRACEN) oder die AMECO-Datenbank der Europäischen Kommission geliefert.

Internationaler Vergleich

Vergleicht man die Außenhandelsquoten verschiedener Länder miteinander fallen große Unterschiede auf. Während Deutschland mit einer Quote von 76 % im Jahr 2004 eine große Handelsverflechtung mit anderen Ländern hat, fällt sie bei den USA mit 26 % deutlich geringer aus.[2] Bei der Frage wodurch die Unterschiede verursacht werden, lassen sich u. a. zwei wichtige Faktoren bestimmen: die geographische Lage eines Landes und seine Größe.

Die geographische Lage und damit die Entfernung zu wichtigen Märkten kann hemmend auf den Handel wirken und reduziert die Quote tendenziell. Die Größe eines Landes ist relevant, da ein kleines Land nicht die gleiche Bandbreite an Gütern produzieren kann wie ein größeres Land. So spielen beispielsweise Klimazonen, landwirtschaftliche Nutzfläche und finanzielle Ressourcen eine Rolle. Weiterhin haben kleinere Länder einen kleineren Binnenmarkt und exportieren ihre Güter, um den Weltmarkt zu erreichen. Häufig spezialisieren sich kleinere Länder auf den Export bestimmter Güter und importieren andere Güter stark. Dies führt dann zu einer höheren Außenhandelsquote.[2]

Folgende Tabelle soll eine Übersicht der Außenhandelsquoten verschiedener Länder geben (Stand 2004).[2]

Land Waren Waren und
Dienstleistungen
Deutschland 59,8 76,2
Großbritannien 38,0 55,8
Japan 20,2 23,2
USA 19,4 26,4
Belgien 136,6 175,2
Niederlande 95,4 140,6
Österreich 81,4 102,0
Euroraum * 28,0 33,0

* ohne Handel innerhalb des Euroraums

Import- und Exportquote

Interessant kann auch die Frage nach den Quoten nur für die Importe oder Exporte eines Landes sein. Dabei wird jeweils der Anteil der Importe oder Exporte am BIP dargestellt. So wird schnell deutlich, ob ein Land ein großer Exporteur oder Importeur relativ zu seinem BIP ist. Ist die Exportquote höher als die Importquote, so ist die Summe aus der Handelsbilanz und der Dienstleistungsbilanz positiv. Damit hat das Land einen positiven Außenbeitrag.

Auffällige Quoten in Einzelfällen

In einzelnen Fällen können die Exporte größer als das BIP werden. Da das BIP nur die Wertschöpfung im Inland erfasst, kann es vorkommen, dass kleine Länder mehr exportieren als im Land produziert wird. Dies entsteht durch den Import von Zwischen- und Vorprodukten. Diese werden dann im Land weiterverarbeitet und abzüglich des inländischen Konsums wieder exportiert. Zum Beispiel hatte Singapur im Jahr 1999 eine Exportquote von 135 %.[6]

Kritische Betrachtung

Die mit der Außenhandelsquote ausgedrückte Kennziffer gibt einen Eindruck der internationalen Handelsverflechtungen. Jedoch ist sie kein verlässlicher Indikator für die Offenheit einer Volkswirtschaft. Ob ein Land dem internationalen Wettbewerb stark ausgesetzt ist, lässt sich besser an dem Anteil von „handelbaren Gütern“, d. h. Nicht-Immobilien und bestimmte Dienstleistungen (zum Bsp. Friseurdienstleistungen), am BIP messen.[2]

Einzelnachweise

  1. Blanchard, O./ Illing, G., Makroökonomie, 2006, S.514
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Vgl. Blanchard, O./ Illing, G., Makroökonomie, 2006, S.515
  3. Vgl. Krugmann, Paul R./Obstfeld, Maurice, Internationale Wirtschaft - Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 2006, S. 254
  4. Vgl. Gablers Wirtschaftslexikon, 2004, S.250
  5. Vgl. Blanchard, O./ Illing, G., Makroökonomie, 2006, S.514
  6. Vgl. Blanchard, O./ Illing, G., Makroökonomie, 2006, S.516

Literatur

  • Blanchard, Oliver/ Illing, Gerhard, Makroökonomie, 4. Auflage, 2006, ISBN 978-3-82737209-3.
  • Gablers Wirtschaftslexikon, 16. Auflage, 2004, ISBN 978-3-40912993-0.
  • Krugmann, Paul R./Obstfeld, Maurice, Internationale Wirtschaft - Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 7. Auflage, 2006, ISBN 978-3-82737199-7.

Weblinks

Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel
Qsicon lesenswert.png
Dieser Artikel wurde in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.